Microsoft: Vorbereitungen auf die Zeit nach Bill Gates

Bereits heute leitet Bill Gates nicht mehr das operative Geschäft von Microsoft, dafür ist der hemdsärmlige Steve Ballmer zuständig. Bis Juli 2008 will er sich vollständig aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Bei Microsoft laufen bereits jetzt die Vorbereitungen für die Zeit nach Bill Gates.

Wer an Microsoft denkt, denkt zwangsläufig an Firmengründen Bill Gates. Doch Gates ist schon seit einiger Zeit nicht mehr der CEO des Redmonder Software-Riesen, diese Position hat nämlich Steve Ballmer seit Januar 2000 inne. Gates ist stattdessen Chairman und Chef-Entwickler (und "Chef-Visionär") von Microsoft, wobei Ray Ozzie Gates' Position als "Chief Software Architect" allerdings faktisch schon übernommen hat.

Gates will sich bis Juli 2008 komplett aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und sich stattdessen mehr um seine karitativen Initiativen wie die Bill & Melinda Gates Foundation kümmern. Die Funktion des Chairman will er aber behalten und sich auch noch um einige ausgewählte Firmenprojekte kümmern.

Ray Ozzie und Craig Mundie schlüpfen in Gates' Rolle. Ray Ozzie als Chief Software Architect, Craig Mundie übt derzeit die Funktion des Chief Research and Strategy Officer aus. Dass sie bald mehr oder weniger die Aufgaben von Bill Gates übernehmen werden, erkennt man äußerlich auch daran, dass sie zusammen mit anderen Microsoft-Entscheidern in die "Think week" gehen.

Bill Gates hatte sich in all den Jahren zuvor immer allein für eine Woche zurückgezogen um in Ruhe neue Strategien zu entwickeln und sich neue Produkte auszudenken. Dieses Einsiedlerdasein gehört jetzt der Vergangenheit an, diesmal gehen rund um Ray Ozzie und Craig Mundie mehrere führende Köpfe in Klausur.

Wenn der Microsoft-Veteran Mundie und der Newcomer Ozzie die Rolle von Gates übernehmen, wird sich für Oldie Ballmer nichts ändern: Er war, ist und bleibt CEO eines Unternehmens, das weltweit rund 81.700 Beschäftigte in 100 Ländern hat.

Auf das neue Gespann, dem großer technischer Sachverstand nachgesagt wird, und Steve Ballmer warten enorme Herausforderungen. Denn anders als auf dem Desktop, wo Microsoft mit Windows und Office der Platzhirsch ist, muss man sich die Macht auf dem kommenden Markt, den Internetdiensten, mit anderen teilen. Insbesondere mit Google. Microsoft vom konventionellen Desktop-Zeitalter in die Ära der Internetdienstleistungen zu führen, das ist die entscheidende Aufgabe für die Gates-Nachfolger. Ozzie soll dabei eher die aktuellen Probleme lösen, Mundie dagegen die längerfristigen Trends im Auge behalten.

Den Menschen Bill Gates kann das Duo allerdings nicht ersetzen und das wollen die beiden auch gar nicht erst: "Ich denke nicht, dass man jemals Bill von Microsoft trennen kann", meint Mundie. "Und das sei auch nicht der Fall, schließlich bleibt Gates ja Aufsichtsratsvorsitzender", fügt Mundie hinzu. (PC-Welt/mec)