Microsoft schließt Java-Download-Seite

Microsoft hat die Webseite vom Netz genommen, über die Nutzer von Windows XP Java auf ihren Rechner herunterladen können. Das Unternehmen will mit dieser Aktion den Rechtsstreit mit Sun um die Java-Technologie entschärfen.

Der Stopp des Download-Features überrascht nicht, der Zeitpunkt jedoch schon. Hintergrund ist Suns Kartellklage gegen Microsoft vom März dieses Jahres. Wie berichtet hatte das Unternehmen Microsoft vorgeworfen, sein Monopol auf dem Markt für Betriebssysteme zum Nachteil von Suns Programmiersprache Java auszunutzen.

Microsoft hatte daraufhin beschlossen, Windows XP mit dem Service Pack 1 standardmäßig mit seiner eigenen Java Virtual Machine (JVM) auszustatten. Bislang gibt es die Laufzeitumgebung für Java-Programme in Windows XP nur in Form einer Download-Option. Diese Download-Seite hat Microsoft nun geschlossen, obwohl das Service Pack 1 für Windows XP voraussichtlich erst im August oder September auf den Markt kommt. Der Konzern verweist XP-Nutzer, die Java benötigen, jedoch auf die Download-Seite von Sun oder andere Nicht-Microsoft-Seiten.

Microsoft dürfe Java bis 2004 in existierenden Produkten benutzen (also in Windows XP mit dem SP1), aber nicht online verbreiten, argumentierte Sun im Rahmen der Kartellklage vom März. Microsofts Windows-Produktmanager Jim Cullinan sagte dazu: "Wir stimmen damit nicht überein, entfernen jedoch das Download-Feature, um die Rechtsstreitigkeiten vom Tisch zu haben". Er bedauerte, dass es dadurch möglicherweise zu Nachteilen für die Benutzer komme.

Cullinan bekräftigte, dass Microsoft ab Januar 2004 bei seinen Windows-Produkten grundsätzlich auf Java verzichtet. Hintergrund ist wiederum ein Rechtsstreit zwischen Microsoft und Sun wegen der Programmiersprache. Die Auseinandersetzung um die von Sun entwickelte Technologie entbrannte, weil Microsoft eine eigene Java-Version erarbeitet hat und mit dem Java-Markenzeichen "Java Kompatibel" warb. Sun zog 1997 vor Gericht, da die Änderung des Codes gegen die Bedingungen des Java-Lizenzabkommens verstoße.

Im Januar 2001 kam es zu einer Einigung. Microsoft zahlte 20 Millionen US-Dollar an Sun, darf die eigene Java-Version dafür aber bis 2004 verwenden. Weitere Veränderungen an Java sind aber ausgeschlossen. Microsoft darf daher nur das binäre Java nutzen, das mit dem ersten Windows-2000-Release (First Commercial Release mit binärem JDK 1.1.4) ausgeliefert wurde. Nur: Java 1.1.4 ist veraltet, aktuell ist die Version 1.4, die Sun als Zusatz für Windows XP kostenlos zum Download anbietet.

Microsoft konzentriert sich im Rahmen seiner .NET-Strategie ohnehin auf die eigene Programmiersprache C# (gesprochen C-Sharp), die viele Züge von Java trägt. Näheres dazu lesen Sie in unserem Report Microsoft .NET versus Sun ONE. (jma)