Microsoft offenbart Finanzlöcher

Microsoft hat erstmals in einem Quartalsbericht die Finanzergebnisse nach Sparten getrennt aufgelistet. Danach schrieb der Software-Riese im Ende September abgeschlossenen ersten Quartal lediglich in den drei "Windows"-Bereichen Client-, Server- und Anwendungs-Software Gewinne.

Wie aus der Pflichtmitteilungan die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, musste Microsoft dagegen vor allem in der Xbox-Sparte "Home and Entertainment" draufzahlen: Bei 505 Millionen US-Dollar Umsatz entstand den Redmondern in dem Bereich ein operativer Verlust von 177 Millionen US-Dollar.

Wie die Computerwoche berichtet, war auch das Segment "Business Solutions" defizitär. Mit den Software-Produkten aus der Übernahme von Great Plains und Navision sowie mit dem Online-Portal "bCentral" erwirtschafteten die Redmonder 107 Millionen US-Dollar Umsatz und verbuchten ein Minus von 68 Millionen US-Dollar. Bei der kürzlich gegründeten Division "CE/Mobility" fiel der Betriebsverlust mit 33 Millionen US-Dollar fast doppelt so hoch wie die Einnahmen aus, während der Online-Dienst MSN ein Defizit von 97 Millionen US-Dollar bei 531 Millionen US-Dollar Umsatz verursachte.

Die Zahlen für die profitablen Sparten zeigen jedoch, dass Microsoft die Verlustbringer problemlos auch über längere Zeit hinweg quersubventionieren könnte: Im Client-Bereich, zu dem die Betriebssysteme für PCs und Notebooks zählen, erzielte die Company einen Betriebsgewinn von 2,48 Milliarden bei 2,89 Milliarden US-Dollar Umsatz. Die Sparte "Knowledge Worker", zu der Software-Pakete wie die Office-Suite gehören, zeichnete für einen Profit von 1,88 Milliarden US-Dollar und 2,39 Milliarden US-Dollar Umsatz verantwortlich. Die Serverdivision brachte es immerhin noch auf ein Plus von 519 Millionen bei Einnahmen in Höhe von 1,52 Milliarden US-Dollar.

Für die meisten Analysten waren die Resultate jedoch nicht überraschend: Sie hatten damit gerechnet, dass Anlaufkosten und Einmaleffekte die Ergebnisse der neuen Sparten belasten. Gleichzeitig wurde ihnen bestätigt, woher Microsoft das Geld für diese Aktivitäten bezieht. Der Bericht ist allerdings wie Öl ins Feuer der Microsoft-Gegner. Sie sehen in den Zahlen einen weiteren Beweis, dass der Software-Konzern sein Quasimonopol ausnutzt, um ohne Rücksicht auf Verluste in potenziell lukrative Märkte einzudringen. (Computerwoche/kml)