Microsoft: "Linux ist ein Hype"

Im Interview mit unserer Schwesterpublikation Computerwoche hat der deutsche Geschäftsführer von Microsoft, Richard Roy, die angeblich mangelnde Kompatibiltät von Linux-Distributionen beklagt. Roy sprach von drei wichtigen "Derivaten", die sich in ein oder zwei Jahren in fünf Versionen aufspalten könnten. Deshalb sei Windows eine sicherere Plattform für Entwickler.

Richard Roy äußerte sich in dem Interview erstmalig zum Urteil über die Aufspaltung Microsofts. Auf die Frage, ob Microsoft Windows nicht so wie Linux zu einem Opensource-Produkt machen könne, sagte Roy:

"Eine der Stärken von Windows ist es, dass jeder Entwickler, egal in welchem Land, für eine einheitliche Plattform Programme schreiben kann. Bei Linux ist das anders. Ein großes Unternehmen, das heute plant, bestimmte Standardanwendungen auf Linux einzusetzen, bekommt Probleme. Welches Derivat soll es nehmen? Das von Red Hat, von SuSe oder von Caldera? Es ist überhaupt noch nicht bewiesen, dass Linux ein Erfolg ist. Linux ist ein Hype."

Roy scheint dabei vergessen zu haben, dass nach Erhebungen des renommierten Marktforschungsinstituts IDC Linux im letzten Jahr einen Marktanteil von 25 Prozent verbuchen konnte. 38 Prozent der Server laufen laut IDC unter Windows NT, den einstigen Großmeister Novell mit 19 Prozent Marktanteil 1999 hat Linux schon weit überholt.

Völlig unverständlich ist auch, bei verschiedenen Linux-Distrubutionen von "Derivaten" zu sprechen. Anders als bei wirklich unterschiedlichen Unix-Versionen basieren die Linux-Distributionen von Red Hat, SuSe und Caldera auf einem gemeinsamen Kernel. Alle Applikationen für einen Kernel laufen auch auf allen Distributionen. Falls nicht, kann man sie neu kompilieren. Bei den meisten, auch kommerziellen Linux-Anwendungen, wird der Quellcode mitgeliefert. Die Programme lassen sich so an jedes System anpassen - bei Microsoft-Betriebssystemen, die nie als Quellcode vorliegen, muss immer der Rechner der Software angepasst werden. (nie)