Microsoft in der Eolas-Klemme

Immer mehr verstärken sich die Anzeichen, dass Microsoft nach dem in erster Instanz verlorenen Patentprozess gegen Eolas seinen Browser Internet Explorer modifizieren wird. Dies könnte gravierende Auswirkungen auf die künftige Entwicklung von Web- und Intranet-Seiten und -Anwendungen haben.

Die von Eolas patentierte Technik betrifft die Methode, wie der Browser (und natürlich auch andere Browser von Netscape, Opera, Apple etc.) Plug-ins nutzt. Eine "automatisierte interaktive Erfahrung" zur Darstellung externer Inhalte lässt das Eolas-Patent künftig nicht mehr zu, berichtet die Computerwoche. Sollte Microsoft auch in einer wahrscheinlichen Berufung gegen die kleine Softwareschmiede verlieren, gäbe es eine Reihe von Alternativen.

Microsoft hat diese teilweise schon auf einem von Macromedia veranstalteten W3C-Treffen erläutert. Zur Debatte stünde beispielsweise das "Zwischenschalten" einer Dialogbox beim Plug-in-Laden - damit wäre zwar der "Automatisierung" ein Ende gemacht, allerdings würden Nutzer wahrscheinlich schnell von den ständigen Abfragen enerviert. Eine andere Möglichkeit könnte die Verlagerung der sonst vom Plug-in geladenen externen Daten in den Code der eigentlichen Seite sein (solche "Inline-Daten" beschreibt bereits der HTML-Standard von 1991, drei Jahre vor Eolas Patentanmeldung). Auch eine stärkere Nutzung von Skriptsprachen und Dynamic HTML ist denkbar.

CNN.com beispielsweise nutze Flash-Inhalte so, dass Eolas' Patent dabei nicht verletzt werde, sagte Microsofts General Manager Michael Wallent, der die Entwicklung von IE 5.5 und 6 leitete. So mancher Besucher des W3C-Meetings zweifelt allerdings daran, dass die von Microsoft angedachten Auswege juristisch hieb- und stichfest sind. Und selbst wenn, würden sie für Web-Autoren jede Menge Arbeit nach sich ziehen. "Wenn man so das Patent umschiffen muss, zeigt das die Dummheit des Patentsystems", klagte ein Teilnehmer. "Wir sind alle angefressen, dass wir uns das antun müssen. Das W3C hat hart gearbeitet, das Web patenfrei zu halten, und diese eine Sache könnte alles ruinieren. Das ist echt frustrierend." (Computerwoche/Jürgen Mauerer)