Mehr als Faxen

Beim rechenintensiven Fax sind hochleistungsfähige Komponenten erforderlich. Dies gilt nicht nur für die benötigte Hardware im Server, sondern auch für das Serverbetriebssystem. Wir haben uns Faxsserver unter Intranetware und Windows NT in puncto Bedienerfreundlichkeit und Stabilität angesehen.

Von: Hans-Jörg Schilder

Welche Zukunft hat das Fax? Keine mehr, sagt zumindest Hubert Martens, der Vorstand der Internet Society in Deutschland. Er glaubt, daß die althergebrachten Dokumentenübertragung "in drei Jahren nicht mehr existiert". Immerhin vertritt er als Internet-Lobbyist den unhaltbaren Aufstieg des Netzes und seiner Dienste, hier also dem EMail.

Aber hat Martens einmal darüber nachgedacht, was den Erfolg der Faxübertragung ausmacht? Während sich EMail-Adressen schnell ändern und die Zielperson oft nicht mehr erreichbar ist, bleibt die Faxnummer als Gegenstelle erhalten, auch wenn der direkte Ansprechpartner in einer anderen Abteilung arbeitet oder ausgeschieden ist. Dazu kommt die Bedienfreundlichkeit - jeder ist in der Lage, ein Fax zu versenden - und die Sicherheit, daß die Gegenstelle das Dokument akzeptiert. Darüber hinaus zählt das Fax als dokumentenecht und ist rechtlich bindend. Bei der Electronic Mail ist diese Diskussion erst mit der digitalen Signatur am Anfang. Schließlich ist es psychologisch enorm wichtig, Papier in den Händen zu halten.

Für jeden etwas:

NT oder Intranetware

Das Argument, daß EMail die preiswerteste Methode ist, läßt sich auch auf das Fax anwenden. Hier versuchen die Faxserverhersteller das Internet mit einzubinden oder auch Least-Cost-Routen zu nutzen (siehe auch Beitrag "Faxe in Paketen" auf Seite 88 in dieser Ausgabe). Wir haben uns drei Faxserver angesehen, die alle über verschiedene Stärken verfügen:

"Fax Sr" von Omtool, "David" beziehungsweise Faxware von Tobit und "Faxman", für das EES als Hersteller verantwortlich zeichnet.

Wie reichhaltig das Angebot ist, läßt sich am besten an Fax Sr verdeutlichen: Die Software läuft unter Windows NT sowie MVS, bietet

Clients für Mac-Rechner sowie Notes und startet selbst ein Fax aus einer Web-Anwendung. Darüber hinaus unterstützt es nur Modems sowie die Faxkarten von Gammlink (Dialogic) und Brooktrout. Wir hatten die "TR114" von Brooktrout zur Verügung. David nutzt derzeit Netware als Betriebssystem, eine NT-Version will das Unternehmen auf der nächsten CeBIT vorstellen. Die Software nutzt Faxkarten mit CAPI-Schnittstelle. Allerdings ist aufgrund der Rechenleistung dringend eine aktive Karte zu empfehlen, zum Beispiel die "Server BRI" von Eicon, "ix Basic" von ITK oder die "B1" von AVM.

Faxman von EES läßt sich unter Windows NT betreiben. Unterstützt werden ebenfalls die vorher genannten CAPI-ISDN-Karten. Weder Faxman noch David lassen sich auf den Gammlink- beziehungsweise Brooktrout-Karten betreiben. Dafür spricht die Software Modems an. Eine weitere Einschränkung gilt für die Brooktrout-Karte: Sie erlaubt lediglich Euro-ISDN als Protokoll.

Zur Installation von David gibt es nur Positives zu berichten: Die Software wird auf dem CD-ROM-Laufwerk eines Clients eingelegt und von dort auf den Server kopiert. Deshalb muß eine Verbindung zu dem Server aufgebaut sein, in unserem Fall mit dem Namen "Zerberus" bezeichnet. Anschließend geht es auf der Systemkonsole des Servers weiter. Dort wird david eingetippt, und es öffnen sich Menüs für die Installation.

ISDN-Installation unter Intranetware: Mehr als einfach

Allerdings sollte zuvor die ISDN-Karte in Betrieb gesetzt werden: Das läßt sich über die Systemkonsole mit Produkte hinzufügen erledigen. Im AVM-Handbuch ist dieses Verfahren auch erklärt. Allerdings ist der angegebene Pfad fehlerhaft. Hier fehlt ein Verzeichnis ...\english\ am Ende. Danach klappt es, die Hardware wird über den Aufruf load capi20 initialisiert und anschließend der Faxsoftware bekanntgegeben. Daraus erzeugt David einen Port, der über die Eingabe von TLD001 angesprochen wird. Auf diese Weise lassen sich mehrere Übertragungsmedien nutzen und auch auf anderen Servern auslagern. Nachdem dieser Schritt vollzogen ist, läßt sich das erste Testfax versenden.

Für die Einrichtung der Clients ist es lediglich erforderlich, eine Verbindung zu dem Server aufzunehmen und die richtige Software für DOS, 16-Bit- sowie 32-Bit-Windows auszuwählen.

Faxman: Vielseitiger Faxserver unter Windows NT

Die Einrichtung von Faxman wird über ein automatisch auftauchendes Fenster unterstützt. Dort fragt die Software den Schlüssel und weitere Eingaben ab. Die Nutzung des Netware-Servers konnte wegen einer fehlenden DLL-Datei, so die Fehlermeldung, nicht in Anspruch genommen werden. Auffällig ist die Unterstützung von verschiedenen Import-Dateien: So lassen sich neben den üblichen dBase- und ASCII-Dateien auch Excel-Charts oder Access-Daten als Adreßbücher einbinden. Positiv fällt die Nutzung des Exchange-Clients auf, mit dem sich Faxe versenden lassen, ohne einen zusätzlichen Faxclient auf dem PC zu laden.

Für Fortgeschrittene: "Fax Sr"

Die Vielfalt bei "Fax Sr" ist schon fast unübersichtlich: Auf der CD-Rom befinden sich verschiedene Clients für Exchange, Windows und mehrere Systemmanager. Erst der richtige Setup installiert den Manager für den Server und die benötigten Clients. Zwar hat Omtool eine deutsche Version versprochen, diese lag jedoch bis Redaktionsschluß nicht vor. Dem Softwarepaket liegen verschiedene Treiber für Dialogic- und Brooktrout-Karten vor, die auch zuerst installiert werden sollten. Die Installation der ISDN-Karte verlief reibungslos. Allerdings erscheinen die Testroutinen auf DOS-Basis arg rudimentär und funktionierten obendrein nicht einmal.

Später, bei der Einrichtung von Fax Sr erkannte die Software automatisch die Faxkarte. Am Schluß läßt sich eine Testroutine aufrufen, die alle Zustände abfragt und ein Fax versendet. Dies brachten wir auf Anhieb zustande. Überhaupt zählen die Kontrollinstrumente zu den Stärken der Software. Überraschend - und dies im negativen Sinn - war die Auslastung des Servers. Der meldete uns eine fast hundertprozentige Belastung durch die verschiedenen Faxtreiber. Trotz ausreichender PC-Umgebung (64 MByte RAM, 266 MHz-Pentium) ist hier offensichtlich schnellere Hardware gefordert - oder Omtool speckt ab.

Vom Faxversand zur Unternehmenskommunikation

Alle drei Pakete haben ihre Stärken und Schwächen. Während Fax Sr. schon fast universell zu nennen ist, bleibt wegen der mangelnden Unterstützung von europäischen Standards der Einsatz beschränkt. Eine breitere Unterstützung an Faxkarten, zum Beispiel mit der CAPI, würde auch gleichzeitig das Fehlen des D-Kanal-Protokolls 1TR6 ausmerzen. Auch der Speicherbedarf ist einfach zu hoch. Zu David/Faxware gibt es durchweg Positives zu sagen: Simple Installation, einfache Administration, wenn auch teilweise kryptisch. Das durchdachte Konzept des Faxservers zeigt, daß Intranetware in diesem Bereich seine Stärken gegenüber Windows NT ausspielen kann. So bringt die Unterstützung der NDS (Novell Directory Services) einen Nutzen in größeren Netzwerken.

Schließlich zeigt auch Faxman, mit welchen Spezialitäten deutsche Softwareentwickler aufwarten können: virtuelle CAPI, die Telematikanwendungen netzwerkweit zur Verfügung stellt, und die Einbindung von Exchange sind die Stärken dieses Produktes. Alle drei Lösungen bieten keine große Auswahl an, was die Hardware angeht. Die für Fax Sr. empfohlenen Karten sind proprietär und teuer. Auch die CAPI-Karten schrumpfen auf drei ISDN-Adapter zusammen, die ebenfalls für einen hohen Preis angeboten werden.

Generell gilt: Der sichere Betrieb eines Faxservers erfordert sehr viel Administrationsaufwand und auch einiges an Programmieraufwand. Der zahlt sich jedoch aufgrund der Einsparungspotentiale auf jeden Fall aus. Hoffentlich nehmen auch die Hersteller davon Abstand, ihre Firmensymbole mitzuversenden: Auf das Nashorn von Omtool und das Firmenlogo von Tobit, das ungefragt auf allen Faxen prangt, können die meisten Anwender ganz gut verzichten.

(hjs)