Work-Life-Balance

Man muss das Neinsagen lernen

Das Problem: Kriterien für Abgrenzung von Arbeit und Freizeit

"Es gibt unbestritten einen Zusammenhang zwischen Dauererreichbarkeit und der Zunahme von physischen Erkrankungen", so Arbeitsministerin Andrea Nahles. Allerdings brauche der Gesetzgeber "allgemeingültige und rechtssichere Kriterien", bevor er Betrieben etwas vorschreibe.

Work-Life-Balance ist im Grunde eine Chiffre für den Wunsch, weniger zu arbeiten.
Work-Life-Balance ist im Grunde eine Chiffre für den Wunsch, weniger zu arbeiten.
Foto: hartphotography _shutterstock.com

Damit hat die Ministerin das zentrale Problem des Vorstoßes selbst benannt: die Frage, was allgemeingültige Kriterien sind für die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit. Der Begriff ‚Work-Life-Balance‘ war im Grunde nie etwas anderes als eine Chiffre für den Wunsch, weniger zu arbeiten und mehr Zeit für anderes zu haben. Das Problem ist, dass diese Forderung auf der Annahme beruht, der Angestellte ginge so und so viele Stunden in ein Büro mit einem Festnetztelefon und einem Desktop-PC und anschließend nach Hause.

Arbeit und Freizeit sind schwer zu trennen

Diese strikte Trennung ist aber seit Erfindung des Laptops und des Mobiltelefons, und erst recht mit Aufkommen von Smartphones und Tablets obsolet.

Und nicht nur omnipräsente Hardware, auch neue Anwendungen haben die Mauern zwischen Büro- und Privatleben eingerissen. Facebook lebt davon, keine Barrieren zu kennen und seine User als gläsernes Gesamtkunstwerk zu betrachten. Und wenn der Abteilungsleiter ein Blog betreibt, tut er das dann als Angestellter oder als Privatperson? Vermutlich beides.

Außerdem wollen die Mitarbeiter diese Vermischung. Anders, als es der Begriff vermuten lässt, basiert das ‚Bring your own Device‘ - Phänomen ja nicht auf einer Bitte des Chefs nach dem Motto: "Jetzt bringen mal morgen alle ihr Smartphone mit ins Büro!" Sondern dies taten die Kollegen ganz unaufgefordert und mit einer solchen Penetranz, dass den Betrieben irgendwann nichts anderes mehr übrigblieb, als sich zu fügen und das entstandene Chaos so gut es ging zu ordnen.

73 Prozent der Mitarbeiter kleiner und mittelständischer Betriebe in Deutschland lehnen Regeln, die flexibles und mobiles Arbeiten in ein festes Zeitkorsett zwängen, ab. Das ist das Ergebnis einer international angelegten Befragung im Auftrag des Softwareanbieters Citrix.