Lucent vermeidet pikanten Rechtsstreit

Lucent Technologies hat einen pikanten Rechtsstreit mit seiner früheren Vertriebschefin Nina Aversano kurz vor Beginn der Verhandlung am 6. Januar durch eine außergerichtliche Einigung vermieden.

Aversano hatte ihren früheren Arbeitgeber Ende 2000 wegen Vertragsbruches auf Zahlung ihr vermeintlich zustehender zwei Millionen US-Dollar verklagt, berichtet die Computerwoche. Unter welchen Bedingungen sich beide Seiten einig wurden, ist laut "Wall Street Journal" nicht bekannt - die Bedeutung der Angelegenheit wird aber schon daran deutlich, dass Lucents Aktienkurs gestern nach Bekanntwerden der Nachricht um fast 13 Prozent stieg.

Aversano war nach eigenen Angaben im Oktober 2000 genötigt worden, den TK-Ausrüster mit Sitz in Murray Hill, New Jersey, zu verlassen, nachdem sie den damaligen Konzernchef Richard McGinn gewarnt hatte, Lucent werde seine Umsatzprognose für 2001 um 20 Prozent verfehlen. Die frühere Vertriebschefin hatte dem Unternehmen dann vorgeworfen, durch unlautere Vertriebspraktiken wie "Stuffing the Channel" (massenhafte Verbuchung von Einnahmen bereits im Handelskanal befindlicher, aber noch nicht an Kunden verkaufter Ware) seine Umsätze für das Geschäftsjahr 2000 künstlich aufgebläht zu haben.

Aversanos intime Kenntnisse von Lucents Vertriebspraktiken werden aufgrund der Einigung nun nicht öffentlich gemacht. In der Angelegenheit läuft allerdings weiterhin eine Ermittlung der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC), die Ende 2000 eingeleitet worden war. Lucent selbst hatte im Dezember 2000 nach einer internen Ermittlung bereits seine Bilanz um 679 Millionen US-Dollar Umsatz nach unten hin korrigiert.

Lucent sieht sich deswegen auch noch mit einer Aktionärs-Sammelklage vor dem Bezirksgericht in Newark, New Jersey, konfrontiert. Anleger werfen dem Unternehmen vor, es habe seine finanzielle Performance und damit seinen Aktienkurs künstlich aufgebläht. Nachdem der AT&T-Ableger Ende der 90er massiv vom Hightech-Boom profitiert hatte, notiert seine Aktie gegenwärtig rund 98 Prozent unter ihrem Allzeithoch. (Computerwoche/uba)