Mitarbeiterbindung heute

Lockere Beziehungskisten

Loyalität zur Firma nimmt ab

Barsche Befehle vom Chef? Das geht heute bei wechselwilligen Young Professionals gar nicht mehr.
Barsche Befehle vom Chef? Das geht heute bei wechselwilligen Young Professionals gar nicht mehr.
Foto: Michael_Kowalski - shutterstock.com

Unverbindliche Arbeitsverhältnisse sind en vogue. Dabei hat die Bindungsunlust längst nicht nur den Nachwuchs befallen. Auch erfahrene IT-Kräfte fühlen sich dem Arbeitgeber nicht mehr so verbunden wie in früheren Jahren. Das unterstreicht die Studie "Universum Professional Survey 2012", die 663 IT-Professionals nach ihren Wechselabsichten befragte. Satte 59 Prozent von ihnen haben sich im Ablauf des verstrichenen Jahres um einen neuen Job beworben. 17 Prozent intern, 26 Prozent extern, und weitere 15 Prozent haben auf ihren aktuellen Posten gewechselt.

Ein derart starker Wechselwille kann Vorgesetzten arge Kopfschmerzen bereiten - Meiborg nicht. Loyalität, so die HP-Managerin, sei heute zwar schwieriger zu erreichen als früher, aber nicht unmöglich. Als Vorgesetzte setzt sie nach eigenen Angaben "auf Fairness, Feedback und Förderung" ihrer Mitarbeiter. Ganz praktisch heißt das: Ein Teammitglied, das eine Passage ihrer Präsentation vorbereitet hat, soll nicht zusehen müssen, wie die Chefin dafür die Lorbeeren erntet. Er oder sie darf den Part des Vortrags stattdessen selber halten. "So etwas motiviert mehr als manche Gehaltserhöhung", ist sich Meiborg sicher.

Althergebrachte Statussymbole wie Extrazahlungen oder Eckbüros ziehen heute weniger, um Leute bei der Stange zu halten. Meiborg wird stattdessen öfter um ihre Unterstützung in Sachen Work-Life-Balance gebeten - oder um eine Auszeit für eine lang geplante Traumreise.

Damit ist sie nicht allein. Als Mittel, die die persönliche Loyalität zum Job fördern, liegen Gehaltserhöhungen und Benefits abgeschlagen nur auf Rang fünf, wie eine internationale Umfrage des Personaldienstleisters Kelly Services belegt, der 134.000 Personen in 29 Ländern befragt hat. Gerade mal neun Prozent aller Befragten empfinden mehr Geld als Treuekatalysator. Dagegen gelten abwechslungsreiche Tätigkeiten den Befragten mit 47 Prozent als weitaus wichtigster Faktor für ihre Loyalität.