Lizenz-Verletzungen: Skype nur die Spitze des Eisbergs

"GPL-Lizenzverletzungen durch namhafte Unternehmen stehen leider auf der Tagesordnung. Der Fall Skype zählt meines Erachtens dabei eher zur kleineren Kategorie", kommentiert Joachim Jakobs, Sprecher der Free Software Foundation Europe, im pressetext-Interview das jüngste Gerichtsurteil gegen den VoIP-Anbieter.

Skype war vergangene Woche vor dem Landgericht München in erster Instanz verurteilt worden, weil das Unternehmen ein mit Linuxkomponenten ausgestattetes VoIP-Telefon des Herstellers SMC Networks vertreibt, das gegen die GNU General Public License verstößt, TecChannel berichtete. Sowohl SMC als auch Skype hatten es bis zuletzt verabsäumt, auf die in Anspruch genommenen freien Softwarecodes hinzuweisen bzw. den Source Code für die im Telefon verwendete Software - wie laut GPL vorgesehen - offen zu legen.

"Große Unternehmen wissen, was sie tun oder was sie nicht tun", ist Jakobs überzeugt. Leider werde vielerorts aber immer noch nach dem Motto "wo kein Kläger, da kein Richter" vorgegangen und das Risiko einer möglichen gerichtlichen Auseinandersetzung bewusst in Kauf genommen, so Jakobs. Im Fall von Skype hatte einmal mehr der Linux-Kernel-Entwickler Harald Welte die lizenzwidrige Verwendung von Linux-Code eingeklagt und vor dem Landgericht auch Recht bekommen.

"Dass das Thema GPL-Verletzung von Unternehmen noch immer nicht ernst genommen wird, muss ich ganz klar bejahen", sagt auch Till Jäger, Open-Source-Rechtsexperte bei JBB Rechtsanwälte, der Welte vor Gericht vertreten hat. Das Problem sei vor allem im Bereich der "Embedded Industrie" vorrangig, also bei Geräten, die im Hintergrund mit Softwarekomponenten ausgestattet sind, so Jäger gegenüber pressetext. Das reiche von WLAN-Routern bis zu E-Card-Systemen oder gar Hometrainern, die oftmals ohne Wissen der Konsumenten mit Linux-Betriebssystemen ausgestattet seien.