Linux-Kernel 2.4 in letzter Vorabversion

Rechtzeitig zum neuen Jahr hat Linus Torvalds mit dem Prerelease des Kernel-2.4.0 die letzte Vorabversion des lange erwarteten Linux-Kernels 2.4 freigegeben. Wann mit der endgültigen Version des neuen Kernels zu rechnen ist, gab der Vater des Open-Source-Betriebssystems jedoch nicht bekannt.

Im August hatte Torvalds eigentlich die fertige Version des neuen Kernels für Ende diesen Jahres versprochen. Die liegt zwar noch nicht vor, immerhin steht jetzt aber die letzte Vorabversion bereit. Wegen der langwierigen Verzögerungen hatte das Magazin Wired Linux 2.4 sogar einen Vaporware Award verliehen. Als Vaporware bezeichnet man Technologien, die mit großen Versprechungen angekündigt werden und dann entweder nicht rechtzeitig oder gar nicht erscheinen.

Der Kernel 2.4.0 wird das erste Major-Update des Linux-Kernels seit Erscheinen der Version 2.2.0 im Januar 1999 sein. Vorabversionen des Kernels existieren bereits seit Mai 2000, die letzte erschien Mitte Dezember (2.4.0test12). Die ursprünglich für den Kernel 2.4.0 angekündigte USB-Unterstützung wurde bereits in die aktuelle Stable-Version 2.2.18 integriert.

Die jetzt zum Download bereit stehende Vorabversion des Linux-Kernel 2.4.0 bietet dennoch zwei interessante Neuerungen: Zum einen den Firewalling-Mechanismus IP-Tables, der sich im Vergleich zu den IP-Chains der Vorgängerversion feiner konfigurieren lässt. Zum anderen ein integrierter Webserver, der statische Webseiten effizienter ausliefert als eine nicht im Kernel eingebundene Anwendung.

Abzuwarten bleibt, wie viele Anwender ihr System auf den neuen Kernel updaten. Selbst Linus Torvalds geht davon aus, dass nur wenige einen Grund sehen, ihr stabil laufendes System zu aktualisieren. Der Linux-Erfinder erhofft sich dennoch von dem 2.4.0-Prerelease einen Anreiz für ausgiebigen Tests des Kernels. Tatsächlich finden sich schon jetzt in den einschlägigen Mailinglisten zahlreiche Hinweise auf Bugs und Quirks in der Vorabversion. Zu den auftretenden Schwierigkeiten zählen neben wackeligen Makefiles vor allem Probleme mit dem Support für HAM-Radio, SCSI und das FAT-Dateisystem. Auch beim Zugriff auf manche IDE-Festplatten scheinen noch Timing-Probleme aufzutreten.

Wer gesteigerten Wert auf ein stabiles System legt oder sich scheut, an Quelldateien Hand anzulegen, sollte also momentan noch die Finger von der 2.4.0-Prerelease lassen. Hier bietet sich eher ein Update auf die aktuelle Stable-Version 2.2.18 an.

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