Linux im Bundestag - Entscheidung gefallen?

Offiziell wird die Kommission für Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) des Ältestenrates des Deutschen Bundestags am Donnerstag entscheiden, welches Betriebssystem die Parlamentarier ab 2003 benutzen. Hinter den Kulissen allerdings soll die Entscheidung bereits gefallen sein.

Demnach soll Linux das bisher verwendete Windows NT als Serversystem ablösen. Auf den Clients aber soll Windows XP installiert werden. Das sagte der IuK-Vorsitzende Uwe Küster (SPD) gegenüber Heute Online.

Vorausgesetzt, die endgültige Entscheidung der IuK-Kommission fällt so aus, wie Küster sie jetzt skizziert, bedeutet das einen Kompromiss zwischen den Anhängern von Open Source und dem Redmonder Software-Giganten. Die rund 150 Server des deutschen Bundestags, die bisher mit Windows NT laufen, werden durch Linux-Server ersetzt. Besonders wichtig erscheint dies Küster bei den Mailservern, um dadurch der Verbreitung von Viren und Würmern entgegenzuwirken.

An den rund 5000 Client-Rechnern werden die Abgeordneten und Mitarbeiter des Bundestags wahrscheinlich jedoch mit Windows und Office XP arbeiten. Für Open Source bedeutet das immerhin einen Teilerfolg, da die bisherige Monopolstellung von Microsoft im Bundestag aufgebrochen werden konnte. Diesen Vorteil betont auch Küster: "Wir sind damit in einer strategisch günstigen Lage. Wie eine Spinne mitten im Netz können wir uns dann zukünftig die Produkte und Lösungen greifen, die uns von der sachlichen Anwendung her am meisten interessieren und auch keinen Monopolistenpreis mehr darstellen." Eine flächendeckende Ausrüstung der Client-Rechner mit Open Source-Produkten sei laut Küster derzeit unter dem Gesichtspunkt der Kosten eher negativ zu bewerten.

Anders als bei den Servern und Desktop-Rechnern soll bei der Wahl des Verzeichnisdienstes die Entscheidung noch offen sein. Das Microsoft-Produkt Active Directory konkurriere hier mit dem Open Source-Produkt Open LDAP. Mit einer endgültigen Entscheidung des Ältestenrats rechnet Küster am 14. März. Die Gesamtkosten der Umrüstung werden Küster zufolge 9,5 Millionen Euro betragen. (uba)