Liebe am Arbeitsplatz

Liebesknigge für IT-Profis

6. Ich merke, dass sich zwischen zwei Kollegen etwas anbahnt. Einmischen oder nicht?

Unbedingt raushalten - "zumindest so lange, wie das Gleichgewicht des Teams durch die Liaison nicht gestört wird", rät Psychologin Scheidt. Hat man jedoch das Gefühl, die beiden verbünden sich gegen den Rest des Teams, heißt es: Samthandschuhe rausholen und eine Aussprache suchen - mit einem oder beiden. In dem Gespräch gilt es, die eigenen Befürchtungen anzuführen und gemeinsam zu überlegen, wie eine Neujustierung des Teams aussehen könnte. Falls die Betroffenen mauern, den Teamleiter zu Rate ziehen. Wichtig: "Es geht nicht darum zu bewerten, sondern nur die Produktivität des Teams aufrechtzuerhalten", so Scheidt.

Unsere Experten

Lisa Fischbach, Diplompsychologin, arbeitet als Beziehungsexpertin und Single-Coach bei der Online-Datingbörse ElitePartner in Hamburg.

Helmut Krause, Rechtsanwalt, berät als Fachanwalt für Arbeitsrecht in Puchheim bei München Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Betriebsräte.

Brigitte Scheidt, Diplompsychologin, berät als Familientherapeutin und Coach in Berlin Fach- und Führungskräfte in Fragen rund um Job und Karriere.

7. Ein Mitglied der Geschäftsführung belästigt mich.

Rechtsanwalt Helmut Krause: "Sexuelle Belästigung beginnt in dem Augenblick, in dem das Gegenüber die Ansprache als unangenehm empfindet."
Rechtsanwalt Helmut Krause: "Sexuelle Belästigung beginnt in dem Augenblick, in dem das Gegenüber die Ansprache als unangenehm empfindet."
Foto: Helmut Krause

Hier gilt kein Pardon. "Sexuelle Belästigung beginnt in dem Augenblick, in dem das Gegenüber die Ansprache als unangenehm empfindet. Es kommt nicht darauf an, ob der Unmut über eine entsprechende Äußerung zum Ausdruck gebracht wird oder nicht", erklärt Rechtsanwalt Krause. Die Angebaggerte ist im Recht, sollte aber alle Avancen verbal und körpersprachlich ablehnen. Hört die Anmache nicht auf, kann man den direkten Vorgesetzten oder den Betriebsrat einschalten. Für schwerwiegende sexuelle Übergriffe wie Busengrapschen ist die strafrechtliche Verfolgung vorgesehen. Der Täter muss damit rechnen, dass sein Arbeitsverhältnis gekündigt wird. Schon bei mittelschweren Fällen ("Ich würde gern mit Ihnen morgen frühstücken...") drohen neben Strafanzeige und Kündigung die Abmahnung und die Versetzung.

8. Als einzige Frau im Männerteam muss ich mir Macho-Sprüche anhören.

Da hat jede Frau ihre eigene Waffe. Erlaubt ist, was wirkt - vom Ignorieren und Zulegen eines dicken Fells bis zu rhetorischen Kontern aller Art ("Das soll lustig sein?"; "Was hast du für ein Problem?"; Erzählen von männerfeindlichen Witzen). Stacheln ein, zwei Anführer die Gruppe an, gibt es Sinn, sich Verbündete gegen die Wortführer zu suchen. Egal, welche Strategie Frauen wählen: "Wenn die Männer merken, dass ihre Kollegin sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, verlieren sie zuweilen schnell den Spaß an ihrem Macho-Gehabe", weiß Job-Coach Scheidt.

9. Wann sollte ich eine Liebesbeziehung zu einem Kollegen öffentlich machen?

Nicht zu früh! Schließlich will man keine schlafenden Hunde wecken. Coach Fischbach rät, so lange abzuwarten, bis es ernst ist in der Beziehung. Ausnahme: Wenn Gerüchte kursieren und der Flurfunk in vollem Gang ist. "Dann ist weiteres Stillhalten kontraproduktiv und Offenheit angebracht", so die Beziehungsexpertin. Empfohlenes Vorgehen: Erst den Vorgesetzen kurz und sachlich informieren, dann die Kollegen, mit denen man direkt zusammenarbeitet. "Sich dabei nicht verpflichtet fühlen, private Details zu erzählen", empfiehlt Fischbach. "Die Fakten reichen."

10. Ich muss mit meinem Ex zusammenarbeiten.

Herzliches Beileid! Solch eine Situation wünscht sich niemand. "Sind beide Seiten darüber hinweg, dürfte die Zusammenarbeit möglich sein", glaubt Scheidt. Wenn nicht, empfiehlt die Psychologin die Versetzung in eine andere Abteilung. "Dort kann man befreit von privaten Verwicklungen frisch anfangen." Der Vorgesetzte kennt oder ahnt vermutlich den Grund für das Versetzungsanliegen. Falls nicht, reicht es, von "privaten Gründen" zu sprechen oder aber andere berufliche Belange vorzuschieben. Alles sollte professionell über die Bühne gehen, ohne private Wunden aufzureißen. "Job ist Job, und Ex ist Ex", so Scheidt. "Beides sollte man voneinander trennen." (am)