Lehnstuhladministration

Bildschirm auf Reisen

Das Programm, welches den Netzbetreuern auf diese Weise wunde Füße erspart, heißt "Virtual Network Computing" (VNC) und stammt aus dem im Zentrum von Cambridge gelegenen Olivetti Research Lab (ORL), einem ge-meinsamen Forschungslabor von Olivetti und Oracle. Grundlage der kostenlosen Software mit einer GNU-Lizenz ist das "Remote-Framebuffer-Protokoll", welches die Ablage des Framebuffers und der Tastatur- und Mauseingabe auf einem fernen Rechner regelt. Bei einem Framebuffer handelt es sich um den Speicherbereich auf der Grafikkarte, der Bildschirmseiten zwischenlagert. Weil das Protokoll mit dem Framebuffer kommuniziert, arbeitet es mit allen Fensteroberflächen zusammen und transportiert gleichermaßen Bildschirminhalte von Windows-Rechnern, Macintosh-Computern und X-Servern. DOS-Fenster hingegen und DOS-Bildschirme exportiert die Software nicht.

Damit die Desktop-Daten eines Rechners über das Netz gehen können, muß sowohl dort als auch auf dem fernen Computer jeweils eine VNC-Routine laufen. Möchte ein Benutzer dem Administrator zu Diagnosezwecken einen Fernzugang zu seinem Rechner einrichten, startet er auf seinem Gerät einen VNC-Serverprozeß, wohingegen der Administrator einen Java-fähigen Browser oder eine VNC-Clientsoftware benützt, welche die Ausgabedaten vom VNC-Server anfordert und Eingabedaten an diesen zurückgibt. Die erforderlichen Programme können kostenlos von der Web-Site des Forschungslabors bezogen werden. Dort haben die Entwickler von Cambridge Serversoftware für die Betriebssysteme Solaris 2.5, Linux 2.0, Dec Alpha OSF/1 3.2, Windows 95, Windows NT und Macintosh abgelegt. Auch eine Reihe von Clientpaketen steht zum Herunterladen bereit. Eine Java-Version ermöglicht den Fernzugriff mit einem Browser, und ein Windows-CE-Viewer soll mobile Geräte an die VNC-Welt anschließen. Mehrere Anhänger der GNU-Gemeinde haben zudem das Angebot des Forschungsteams gehörig ergänzt. Ihre Kreationen erscheinen auf der ORL-Site unter der Verknüpfung "Contributed". Anwender finden dort Quellen zum Beziehen von VNC-Servern und Clients für AIX, Acorn RISC OS, BSDI-Unix, Cygwin32, HPUX, SCO Open Server, SGI Irix 6.2 und SunOS 4.1.3. Sogar ein Viewer für DOS und eine Ein-Disketten-Linux-Version inclusive VNC-Client stehen zur Verfügung.