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Unix-Services als zusätzliches Paket

Im Vorfeld der Einführung von Windows 2000 gab es Gerüchte, die besagten, dass dieses Paket ein fes-ter Bestandteil des Server-Betriebssystems von Microsoft werden würde. Nun ist jedoch klar geworden, dass es weiterhin bei einem zusätzlichen Softwarepaket bleiben wird. Seit einigen Wochen im Internet als Beta-Version verfügbar, werden die "Windows Services for Unix Version 2.0" auf der "Network+Interop", die vom 7. bis zum 12 Mai in Las Vegas stattfindet, erstmals als Produkt zur Verfügung stehen. Die Unix-Services beinhalten die folgenden Komponenten:

- Client- und Server-Software für NFS,

- NFS-Gateway-Funktionalität, PCNFSD-Server,

- Telnet-Client und -Server,

- NIS-Server und Migration Wizard,

- Passwort-Synchronisation,

- Name-Mapping-Server und

- diverse Unix-Kommandos und -Werkzeuge

Das ungefähr 85 MByte große Softwarepaket der Beta-Version konnte ohne Probleme sowohl auf einer Windows-2000-Workstation (Professional) als auch auf einem Server-Release der aktuellen Windows-Version installiert werden. Dabei verwendet das Paket den neuen Wizard, der unter Windows 2000 zur Installation von Softwarepaketen dient. Mit seiner Hilfe ist es dann auch relativ leicht, einen Überblick über die einzelnen Komponenten zu bekommen, die das Paket beinhaltet (siehe folgende Abbildung).

Nach der Installation können die einzelnen Komponenten direkt über eine MMC (Microsoft Management Console) verwaltet werden. Schade ist es dabei allerdings, dass die Verwaltung dieser Komponenten nicht direkt und automatisch mit in die allgemeine Systemverwaltung integriert wird. Alle Kommandos und Merkmale der Unix-Services lassen sich sowohl unter einer Windows-Oberfläche innerhalb der MMC oder - ganz in Unix-Manier - durch einen Befehl direkt auf der Kommandozeile ausführen. Diese zweite Möglichkeit ist für Systemadministratoren besonders deshalb so interessant, weil zu der Software auch die Implementierung einer Unix-Korn-Shell für Windows-Systeme gehört. So ist es dann möglich, vorhandene Shell-Skripte direkt von einem Unix- auf ein Windows-System zu bringen und dort zum Beispiel für Verwaltungsaufgaben einzusetzen. Bei dieser Unix-Shell handelt es sich allerdings nicht um eine Eigenentwicklung von Microsoft, sondern um das Produkt "MKS-Toolkit" des kanadischen Anbieter Mortice Kern Systems. Damit stehen auf der Windows-Plattform mehr als 60 Unix-Kommandos vom mount-Befehl bis hin zum vi-Editor zur Verfügung.

Der interessanteste Teil der Unix-Services liegt aber zweifelsohne in der Unterstützung weiterer Netzwerkprotokolle. Nach der Installation findet man in der Netzwerkumgebung beziehungsweise im Datei-Explorer jetzt auch einen Eintrag für NFS-Netzwerke. Über diesen Eintrag ist es dann kein Problem, wie auch bei anderen Netzwerklaufwerken auf die exportierten Verzeichnisse und Dateien eines NFS-Servers im Netz zuzugreifen. Mit den Linux-Servern in unserem Redaktionsnetz klappte diese Zusammenarbeit auf Anhieb.

Auch der umgekehrte Weg bereitete in einem kurzen Test keine Probleme: Mittels der MMC lässt sich der NFS-Server konfigurieren und die entsprechenden Verzeichnisse werden genau wie andere Windows-Verzeichnisse auch freigegeben, nur dass bei den Eigenschaften des Kontextmenüs jetzt ein neues Untermenü mit der Bezeichnung "NFS Sharing" auftaucht. Hier können auch die Zugriffsrechte für die exportierten Dateien und Verzeichnisse konfiguriert werden. Ist der Einsatz eines Telnet-Clients bei den Anwendern einer Windows-Plattform noch durchaus bekannt, so bietet die nächste Komponente, die hier mitgeliefert wird, doch einen ganz neuen Aspekt: einen Telnet-Server. Durch den Einsatz dieser Software wird es endlich auch für den Administrator eines Windows-Systems möglich, wirklich "remote" an seinem Server-System zu arbeiten. Auch diese Server-Komponente arbeitete bei unserem Praxistest zufriedenstellend mit den Linux-Systemen zusammen. Mag es ungewöhnlich sein, ein Windows-System auf der Kommandozeile zu bedienen, so bietet doch gerade diese Option in Zusammenhang mit der ebenfalls bereitgestellten Unix-Shell viele Möglichkeiten, die Verwaltung und Wartung eines Windows-Systems im Netz deutlich zu vereinfachen.

Durch einen NIS-Server (Network Information System), der allerdings bei der Beta-Version noch nicht zur Verfügung stand, soll ebenfalls eine leichtere Integration der Unix-Plattformen ermöglicht werden. Hier können dann mit Hilfe eines speziellen "Migration Wizards" die bestehenden Maps der NIS- und NIS+-Server direkt in ein Active-Directory-Verzeichnis überführt werden. Weitere Merkmale, wie die Möglichkeit, die Anwenderkonten auf den unterschiedlichen Systemen miteinander zu synchronisieren, helfen ebenfalls dabei, die unterschiedlichen Betriebssysteme zu integrieren.