Konsolidierung ist vorprogrammiert

"Content Delivery" über Netzgrenzen hinweg

Zu einem der schärfsten Konkurrenten von Akamai wird sich aller Voraussicht nach die Allianz "Content Bridge" entwickeln, die sich im Sommer vergangenen Jahres formierte. Ihr gehören Anbieter von Content-Delivery-Diensten an, wie Madge.web, Adero, Intel ("Intel Internet Media Service") und Digital Island. Hinzu kommen Firmen wie Inktomi, Sun Microsystems, Hewlett-Packard und Alteon Websystems. Adero und Madge.web schlossen im Januar die Betatests netzwerkübergreifender Content-Peering-Dienste ab und haben mit deren Vermarktung begonnen.

Content Bridge sieht Links zwischen den Netzen der Content-Delivery-Firmen vor. Der Anbieter von Streaming-Media-Informationen übergibt seinen Content an einen Web-Hoster oder den Betreiber des CD-Netzes. Dieser leitet die Daten dann an den Content-Bridge-Operator weiter, der sie wiederum in die Caching-Systeme der Zugangsnetze transferiert. Technische Voraussetzung ist, dass die Web-Hosting-Firmen und Access-Provider Inktomis "Content Networking Suite" installiert haben.

Indem sie ihre Netze koppeln, versuchen die Mitglieder der Content-Bridge-Allianz, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Eine ist die eingeschränkte Reichweite der einzelnen CD-Infrastrukturen. Selbst relativ gut etablierte Anbieter wie Digital Island decken mit 2300 Servern in 33 Ländern nur einen Bruchteil der globalen "Internet-Landkarte" ab. Gleiches gilt beispielsweise für Madge.web, das 55 Points of Presence in 33 Ländern unterhält. Hinzu kommt, dass es sehr kostspielig ist, diese Infrastrukturen auszubauen. Durch Partnerschaften lässt sich das einfacher bewerkstelligen.

Noch nicht auf den Trend "Kooperationen" setzen unter anderem Cidera und der amerikanische Newcomer Orblynx. Beide Unternehmen bieten Streaming-Media-Services über Satellitenleitungen an. Die Daten werden zu den Points of Presence von lokalen Internet-Diensteanbietern übermittelt. Auf diese Weise lassen sich "Staus" im Internet umgehen.

Es ist abzusehen, dass nur wenige der genannten Unternehmen mittelfristig überleben werden. Schwarze Zahlen schreibt so gut wie keine Firma. So ist es nicht verwunderlich, dass Gerüchte die Runde machen, denen zufolge Digital Island auf der Suche nach einem Großinvestor oder gar Käufer ist. Selbst bei Intel, das erst im Frühjahr 2000 mit seinem Internet Media Service an den Start ging und 200 Millionen Dollar in den Ausbau des Netzes steckt, sollen Überlegungen im Gange sein, den geordneten Rückzug aus diesem Marktsegment einzuleiten.

Dass sich die Marktsituation drastisch verschärfen wird, liegt auf der Hand. Dafür spricht die große Diskrepanz zwischen der Zahl der Anbieter und den zu erwartenden Einnahmen, vor allem im Streaming-Media-Bereich. Ein weiterer Punkt: Die klassischen Telekommunikationsanbieter entdecken dieses Segment. So baut die Deutsche Telekom gegenwärtig mit Hochdruck ihr Angebot in diesem Bereich aus, auch deshalb, um eine Alternative zu den Kabel-TV-Netzen zu schaffen, die das Unternehmen verkaufen muss.