Kommunikation und Technik von übermorgen

Datenkompression um den Faktor 6000 ermöglicht TV über GSM-Handynetze, E-Books der zweiten Generation lösen das Papier ab. Doch ohne intuitive Bedienung überfordern zukünftige Geräte die meisten Menschen.

Hotel de las Cataratas, Foz de Iguassu: Aus dem Swimmingpool kommend begibt sich Lothar Schrader schnurstracks zu einer Liege, um sich von der brasilianischen Dezembersonne trocknen zu lassen. Ein Blick auf die Armbanduhr verrät ihm, dass es in Deutschland bereits 20.00 Uhr ist. "Die Tagesschau will ich mir nicht entgehen lassen", sagt er zu seinem Landsmann auf der benachbarten Liege und greift zum Handy. Ein paar Mal auf verschiedene Tasten gedrückt, und schon erscheint in seinen noch feuchten Händen das vertraute Gesicht des Nachrichtensprechers auf dem 5 x 5 cm großen Bildschirm. Interessiert verfolgt Herr Schrader die aktuellen Informationen aus Deutschland - untermalt von den Schreien tropischer Vögel und dem dumpfen Grollen der rund zwei Kilometer entfernten Iguassu-Wasserfälle.

Dieses Szenario - zunächst noch eine Fiktion - könnte nach den Plänen von Prof. Dr. Hans-Georg Musmann, Wissenschaftler am Institut für Theoretische Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung an der Universität Hannover, schon bald Realität werden. Das von ihm und seinen Mitarbeitern entwickelte Verfahren gestattet es nämlich, kodierte Video-Signale mit wenigen Kbit/s zu übertragen, während für die Übertragung unkodierter Original-Video-Signale viele Mbit/s benötigt werden.

Die drastische Entschlackung eröffnet dem Mobilfunk eine völlig neue Dimension. So waren selbst eingefleischte Experten bisher der Meinung, dass Fernsehübertragungen via Handy dem UMTS-Zeitalter vorbehalten seien. Das Team aus Hannover belehrte sie indessen eines Besseren: Die abgemagerten "Musmann-Signale" können nämlich über die verfügbaren GSM-Mobilfunkkanäle mit schlappen 13 Kbit/s übertragen werden.