Geografische Ortung

Kommerzielle Auswertung von Handy-Verbindungsdaten

Neue Datenschutz-Lösungen erforderlich

Höchst relevant sind diese Daten jedoch auch für die Wissenschaft. Blondel und sein Team analysierten Handy-Telefonate von zwei Mio. Belgiern und zeigten, dass Französisch- und Flämischsprecher kaum mit der jeweils anderen Sprachgruppe in Kontakt stehen. Auch die deutschsprachigen Belgier bleiben am Telefon unter sich. "Menschen telefonieren vor allem mit ihren Nachbarn. Je größer die geografische Distanz, desto weniger Kontakt gibt es - auch am Telefon", so Blondel. Weitere Forschungsgebiete seien die Kommunikations- und Mobilitätsforschung, die Erkundung von Virusausbreitungen oder der Katastrophenschutz.

Sobald Daten nicht mehr nur auf Gruppen, sondern auf Individuen zurückführbar sind, steigen die Herausforderungen für den Datenschutz enorm. Ein Problem dabei ist, dass Individuen trotz Löschung von Name und Nummer durch Übereinstimmung mit anderen Datenbanken identifiziert werden können. Blondel forscht mit seinem Team an Lösungen, die geografische oder zeitliche Daten unscharf machen sollen. "Jede Gesellschaft muss festlegen, was Betreiberfirmen weitergeben dürfen. Wie Datennutzung und Datenschutz in Einklang gebracht werden können, sollte die Wissenschaft klären", so der Experte. (pte/mje)