Kein "Trial and Error" im E-Government
Von: Dr. Johannes Wiele und Bettina Wesselmann
Die häufig kritisierte Langwierigkeit von E-Government-Projekten ficht Herbert Nickel, Leiter des Projekts "Sondernutzung öffentlicher Wege" beim Tiefbauamt Nürnberg, nicht an. Er verweist auf ein Diagramm, auf dem der Ablauf des Vorhabens dargestellt ist, das 2001 begann: Das obere Drittel des Blattes nehmen Beratungsschritte ein, die unteren zwei Drittel sind der Programmierung und Implementierung vorbehalten. "Wir befinden uns hier", sagt Nickel und zeigt auf den Beginn der Technik-Phase weit oberhalb der Mitte des Papiers, "und deshalb sind wir fast fertig". Im Sommer soll das System in Betrieb gehen.
Die scheinbar paradoxe Gewichtung der Projektabschnitte ist für Nickel unumgänglich: "Ämter oder vergleichbare Institutionen können sich Trial-und-Error-Verfahren nicht leisten", erklärt er. "Wir sind gezwungen, so viele Probleme wie möglich schon im Vorfeld auszuräumen." Dazu gehören auch die Konsultation aller beteiligten Institutionen und die datenschutzrechtlichen Prüfungen.
Das Unternehmen Curiavant Internet GmbH, das die externe Projektleitung übernommen hat, ist als Ausgründung des Städteverbunds Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Bayreuth ebenfalls nicht durch amtliche Gepflogenheiten zu erschüttern. Der Anbieter setzt seinen "Verwaltungs-Stallgeruch" offensiv in der Kommunikation mit den Kunden ein und beschäftigt Fachleute aus den Verwaltungen der Region. Die Einbindung in Forschungs- und Standardisierungsprojeke der Media@Komm-Region und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gibt dem Unternehmen zusätzlichen Rückhalt.