Arbeiten und Leben

Je einfacher die Regeln, umso größer der Erfolg

Vom württembergischen Maschinenbauer Weima bis zum US-Pop-Duo White Stripes – wer sich an einfache Regeln hält, setzt sich durch. Daher fordern Kathleen Eisenhardt und Donald Sull "Simple Rules".

Ob es um Projektmanagement geht, IT-Architekturen oder Teambuilding - ein Stichwort fällt immer wieder: Komplexität. Vor diesem Hintergrund fordern Kathleen Eisenhardt, Professorin für Wirtschaft, Strategie und Organisationstheorie an der kalifornischen Stanford University, und Donald Soll, Professor am MIT (Sloan Business School) "Simple Rules". Ihr gleichnamiges Buch schildert, wie einfache Regeln komplexe Situationen lösen.

Wie ein Maschinenbauer die Produktanfragen in Griff bekommen hat

Dafür haben die Wissenschaftler jede Menge Beispiele gesammelt. Eines davon schildert, wie der Maschinenbauer Weima aus Ilsfeld (Baden-Württemberg) seine Überzahl an Anfragen gemanagt hat. Bei Weima platzten die Auftragsbücher aus allen Nähten. Klingt für manchen vielleicht nach Luxusproblem, aber: rund 10.000 Produktanfragen stand eine Verkaufskapazität von 1000 Produkten gegenüber.

Die Unternehmensleitung versuchte zunächst, die Anfragen zu priorisieren. Dafür bekamen die Bereichsleiter eine Liste mit mehr als 40 Kriterien an die Hand. Viel zu kompliziert, viel zu zeitaufwändig, befanden aber die Bereichsleiter. Sie befanden die Liste im Arbeitsalltag für ungeeignet und sperrten sich dagegen.

Der 40-Punkte-Katalog wurde also gekippt - zugunsten von vier einfachen Regeln:

  1. Der Kunde muss mindestens 70 Prozent vom Kaufpreis bezahlen, bevor ein Bauteil der Anlage die Fabrik verlässt.

  2. Weima gewährt keine nachträglichen Produktrabatte, lediglich den zuvor vereinbarten Prozentsatz.

  3. Versteckte Kosten für Installation und Wartung der Maschinen sind ausgeschlossen (zum Beispiel bei extremen klimatischen Verhältnissen oder in politischen Risikoregionen).

  4. In den vergangenen zwölf Monaten muss ein ähnliches Produkt verkauft, getestet und als zuverlässig befunden worden sein.

Weima zog nun die Produktanfragen, die alle vier Kriterien erfüllten, vor. Anfragen, die nicht mindestens zwei Punkte erfüllten, wurden abgelehnt. Haperte es an nur einem oder zwei Kriterien, nahm sich die Unternehmensleitung die Anfrage zur Prüfung vor.

Dass das Simple-Rules-Prinzip auch im kreativen Business greift, belegen Eisenhardt und Sull mit den White Stripes. Das US-amerikanische Pop-Duo, das unter anderem die Fußballfan-Hymne "Seven Nation Army" geschrieben hat, legte binnen zwei Jahren zwei Alben vor und setzte sich damit im Musik-Business durch. Der britische Guardian huldigt Jack und Meg White gar als der "wichtigsten Band ihrer Zeit".

Glaubt man Jack White, gründet der Erfolg darauf, "dass wir uns selbst beschränken". Kreativität ist für ihn etwas, das man leiten kann. Die White Stripes hielten sich an fünf Regeln: kein Blues, keine Gitarrensoli, keine Slide-Gitarren, keine Coversongs, kein Bass.