Itanium Insides: Mike Fister im Interview

"Wir sind bei Linux sehr aktiv"

tecCHANNEL: Mitte der Neunziger Jahre gab es doch dieses "Wintel-Imperium". Wahrscheinlich gäbe es das IDF gar nicht, wenn Microsoft nicht seine Konferenz "WinHEC" ins Leben gerufen hätte.

Fister: Das mag vielleicht der Fall sein. Mit Sicherheit trifft das auf den Desktop-Markt eher zu, bei den Servern waren wir mit dem P6 völlig auf Windows NT konzentriert und hingen bei Solaris zwei Versionen hinterher. Mit dem Itanium sind wir aber auch bei Linux sehr aktiv. Das Unternehmen gibt auch einen riesigen Geldbetrag aus, um den Wert von Unix zu erhöhen. Und das geschieht mit voller Absicht.

tecCHANNEL: Wenn Intel sich aber so stark auf die "building blocks", also Standard-Bausteine für IT-Infrastrukturen konzentriert, warum stellen sie dann bisher die kompletten Itanium-Server selbst her?

Fister: "Building Blocks" gibt es doch auf allen Ebenen. Ein kleiner Teil meines Geschäfts sind Motherboards und sogar Gehäuse. Die sind bei den "white boxes" sogar recht erfolgreich (Anm.d.Red.: Damit bezeichnet man OEM-Systeme, bei denen die verkaufende Firma nur noch ihr Logo und kleinere Änderungen anbringt). Das Ganze soll aber nur Technologien schneller in den Markt bringen. Beim ersten Itanium-Prozessor wurde unsere Referenz-Plattform die Grundlage für die Rechner von vielen Herstellern. Das ist doch ein Kompliment für den Baustein.

tecCHANNEL: Der wurde aber nur noch mit einer anderen Frontblende versehen.

Fister: Das stimmt - aber auch mit Management-Software und Software-Lizenzen und Wartung. Der Umfang der "building blocks" war hier besonders groß - wir bauen hier eben große Computer! Mit McKinley und seinen Nachfolgern verwenden die Firmen zunehmend auch Mikro-Komponenten, um ihre Systeme zu differenzieren. Das System, das Bull hier auf dem IDF zeigt, hat einen eigenen Chipsatz und verwendet kein Board-Design mehr von uns. Das tun jetzt viele Hersteller.