Zeitdruck, Überstunden, Burnout

IT-Projekte machen krank

Pausen müssen sein

Fehlende Pausen verschärfen den Stress überdies. Eigentlich wären alle eineinhalb Stunden fünf Minuten Pausen angesagt. "Um das zu forcieren, hilft es, Pausenrituale einzuführen", schlägt Gerlmaier vor. So könne ein Kollege durch den Gang laufen und alle zu einer Kaffeepause animieren. "In Unternehmen, in denen wir das eingeführt haben, gibt es solche Pausenrituale teilweise immer noch", erzählt Gerlmaier. Selbst skeptische Führungskräfte seien irgendwann selbst mit Keksen zur Kaffeepause dazugekommen. Das bringe enorm viel für die Motivation und Psyche der Mitarbeiter.

Um Projektarbeit stressfreier zu gestalten, sollten sich die Verantwortungsbereiche der Mitarbeiter überlappen. "Überlappende Verantwortung und das Arbeiten im Tandem kostet die Betriebe nichts", ist die Arbeitswissenschaftlerin überzeugt. Konzentriert sich dagegen alles auf einen einzigen Experten und wird dieser in unterschiedlichen Projekten gebraucht, kann dieser schnell überbansprucht werden. Auch für das Unternehmen könne das gefährlich werden, zeigt Gerlmaier an einem Beispiel: "In einem Unternehmen ist nur ein Kollege dafür zuständig, die PCs zu bestellen. Ein Kunde hat eine Million Computer bestellt - und dann fällt der Kollege wegen Krankheit drei Wochen aus."

Chefs müssen eingreifen

Führungskräfte können helfen, ihre Mitarbeiter vor Überarbeitung und Burnout zu bewahren. Bemerken sie eine Veränderung im Verhalten, sollen sie mit ihnen sprechen. Oft erzählten Gerlmaier Projektmitarbeiter, dass Kollegen und Vorgesetzte gesehen hätten, dass sie in den Burnout hineinfielen, aber keiner habe geholfen. "Führungskräfte können Aufgaben priorisieren und Tätigkeiten zu verlagern, das entlastet die Mitarbeiter unheimlich", appelliert sie.

Doch etliche Chefs tun sich schwer mit solchen Maßnahmen, weiß die Pschychologin: "Viele Führungskräfte haben es nicht gelernt, Mitarbeiter vor Stress zu bewahren. Oft finden irrationale Machtkämpfe statt, anstatt dass den Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben wird, die Ressourcen wieder aufzubauen." So sei das Thema Home Office schwer umstritten. In etlichen Firmen dürfen nur wenige Mitarbeitern teilweise von zuhause aus arbeiten, obwohl das zur Stressreduktion maßgeblich beitragen kann. Damit die Chefs intervenieren können, müssen sie geschult sein, solche Gespräche zu führen oder den Zeitpunkt zu erkennen, wann sie einen Psychologen einschalten sollten.