Intel, Apple, Google und Co.

IT-Größen drängen ins Smart Home

Smart Home wird mit dem Trend zu IP-gestützten und App-gesteuerten Systemen langsam zum Spielfeld mächtiger IT-Player, die sich wie Google zunächst im US-Markt versuchen.

Wie bereits in einem vorangegangenen Artikel festgestellt, wird Smart Home mit den Möglichkeiten von Smartphones und neuer Übertragungswege zunehmend zum Massenmarkt. Den Weg dafür geebnet haben einige Startups aus dem IP-Umfeld sowie weniger große, aber sehr innovative IT-Unternehmen wie Tobit und AVM. Doch nun erlebt man, wie mit Macht die ganz großen Player ins Geschehen drängen, Apple mit dem auf der WDDC 2014 vorgestellten HomeKit sowie dem auf Bluetooth 4.0 (Low Energy) basierenden iBeacon zum Beispiel, Google mit der milliardenschweren Akquisition von Nest Labs, Hersteller von lernfähigen, intelligenten Thermometern und Rauchmeldern. Beide scheinen dabei auch die wertvollen Daten aus unendlich vielen Benutzer- und Bewegungsprofilen im Auge zu haben.

Der Netzwerkriese Cisco hatte 2009 schon geweissagt, dass der Markt für intelligente Stromnetze hundert Mal so groß werden würde wie das Internet und sich damals ab 2013 für Smart Grid ein jährliches Umsatzziel von 20 Milliarden Dollar gesetzt. Intel wiederum sieht Energie als eine der größten Herausforderungen der modernen Gesellschaft und hat auf der CeBIT 2014 eine Puma 6 genannte Plattform für den nachhaltigen, ressourcenschonenden Energieeinsatz im intelligenten Haus und in der intelligenten Fabrik vorgestellt. Multi-Funktions-Gateways auf Puma-6-Basis sollen in der Lage sein, verschiedene Dienste in einer Plattform zu virtualisieren und die unterschiedlichsten Smart-Home-Funktionen wie Internet, TV, Haussicherheit und Energiemanagement in einem Gerät zusammenzuführen. Samsung arbeitet an einer auch braune und weiße Ware umfassenden eigenen Smart-Home-Plattform.

ITK-Fachhandel als Partner für das Nachrüstgeschäft

Längst hat sich auch die IT-Distribution für das Thema erwärmt. Neben dem bereits in einem vorangegangenen Artikel erwähnten Disti Also Deutschland mischt mittlerweile auch der Weltmarktführer Ingram Micro ganz vorne beim Thema Heimvernetzung mit. Computerwoche hat Klaus Donath, Mitglied der deutschen Geschäftsleitung und Senior Director Value Business, zu Smart Home befragt. Er persönlich findet den Begriff zu schwammig und zieht andere wie Home Automation und Physical Security vor. Im Nachrüstgeschäft und bei IP-fähigen Security-Produkten komme dem Fachhandel Know-how im Bereich der IP-Technologie zugute, "im Gegensatz zu vielen Fachhändlern aus dem Bau- und Elektrogewerbe", die den Markt lange Zeit dominierten.

Der wichtigste Hersteller von Smart Home im Markt und für Ingram Micro ist RWE. Aber andere Hersteller sind ebenfalls stark im Kommen. Bei der Videoüberwachung wurden 2013 laut Donath schon mehr IP- als analoge Systeme verbaut. Davon profitierten im Unternehmensbereich vor allem Axis, Sony und Bosch sowie D-Link, Trendnet und Digitus bei Privatkunden. Bei der IP-Zugangskontrolle findet der Top-Manager die Firma Paxton mit Systemen für bis zu 1.000 Türen erwähnenswert, als einen der führenden Anbieter von IP-Alarmanlagen nennt er Lupus Electronics.

Die Sendemodule für Bluetooth Low Energy werden von Hersteller wie Estimote angeboten.
Die Sendemodule für Bluetooth Low Energy werden von Hersteller wie Estimote angeboten.
Foto: Hersteller

Dass Apple, Google, Samsung und Co. mit ihrer Marktmacht bei Smartphones und Tablets das Thema voranbringen, findet Donath begrüßenswert, denn: "Je mehr das Thema in den Medien präsent ist, desto mehr beschäftigen sich auch der Fachhandel und die potenziellen Kunden damit." Andererseits spielten die großen Namen in Deutschland noch keine Rolle, weil sie sich als Testmarkt zunächst auf Amerika konzentrierten. "In Deutschland sind es im Moment kleinere Hersteller, die tolle Systeme entwickeln und auf den Markt bringen", so Donath. Schließlich können sie dafür auch auf offene Standards wie WLAN, ZigBee, Bluetooth und NFC zurückgreifen.