Von offenen Türen und Stolpersteinen

IT-Fachkräfte mit Migrationshintergrund

Ungewohntes macht unsicher

Dass bei diesem Dialog oftmals der eigene kulturelle Hintergrund wörtlich in den Hintergrund gerät, bestätigt die Trainerin Kidist Hailu, die Unternehmen bei der interkulturellen Kommunikation berät: "Man macht seine eigene Verhaltens- und Arbeitsweise zum Maßstab. Warum? Weil es das ist, was man kennt - die Gewohnheit ist das Normale. Abweichungen vom Gewohnten können zur Verunsicherung führen."

Kidist Hailu ist Trainerin für Interkulturelle Kommunikation.
Kidist Hailu ist Trainerin für Interkulturelle Kommunikation.
Foto: Tanja Dammert

Auch das Thema "Sprache" wird laut Hailu, selbst gebürtige Äthiopierin, nicht immer differenziert genug betrachtet: "Wer in ein fremdes Land kommt und die Sprache noch nicht beherrscht, der wird quasi in einen Zustand der Kindheit zurückversetzt, in dem das Sprechen erst erlernt werden muss. Das kann Gefühle von Hilflosigkeit hervorrufen, oder sogar Verzweiflung."

Es müssen aber nicht immer sprachliche Probleme sein, die im Berufsalltag zu Missverständnissen führen können. Hailu: "In Deutschland steht im Berufsalltag die Sachebene eher im Fokus, das heißt, die Zahlen, Daten und Fakten sind für die Zusammenarbeit entscheidend." In anderen Ländern spiele die Beziehungsebene oftmals eine wesentliche Rolle. Wichtig sei, dass man sich unter Kollegen auch außerhalb des Arbeitsumfelds gut versteht. "Die Beziehungsebene bildet dort unter anderem die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit", so die Trainerin. Sie plädiert daher zusätzlich zur Förderung von Sprachkenntnissen für interkulturelle Trainings, die eine gute Möglichkeit darstellen, den Zusammenhalt in multinationalen Teams zu fördern.

Entscheidend ist laut Hailu aber auch ein klares Bekenntnis zur kulturellen Vielfältigkeit seitens der Unternehmen - und seitens der Fachkräfte: "Integration ist ein Prozess, der von Arbeitgeber und Mitarbeiter ausgehen sollte. Sich mit Wertschätzung, Offenheit und Toleranz anzunähern - das ist meiner Ansicht nach der beste Weg." (kf)