Teurer IP-Handel droht

IPv4-Engpass - Adressen werden knapp

Dem Internet droht ein Wachstumsstillstand. Innerhalb der kommenden zwölf Monate wird der Vorrat an IP-Adressen endgültig aufgebraucht sein. Verantwortlich dafür ist das jahrelange Festhalten am veralteten IPv4-Protokoll.

Gerade einmal 234 Millionen Adressen sollen derzeit noch verfügbar sein, wie auch ein Twitter-Counter eindrucksvoll zeigt. "Seit Jahren mahnen Experten zum Umstieg auf das neue IPv6-Protokoll. In der Realität geht der Traffic diesbezüglich aber immer noch gegen null", analysiert Nic.at-Geschäftsführer Richard Wein im Interview mit pressetext. Den verschleppten Umstieg erklärt sich Wein mit dem fehlenden wirtschaftlichen Druck. "Da derzeit noch IP-Adressen zur Verfügung stehen und alles wie gehabt funktioniert, sehen alle Beteiligten keinen Grund, in die neue Technologie zu investieren."

Wein und anderen Experten zufolge ist die derzeitige Ruhe aber trügerisch. Denn werden die IP-Adressen in den kommenden ein bis zwei Jahren tatsächlich knapp, droht ein teurer Handel um die verbleibenden Ressourcen.

Neben den Access- und Content-Providern sowie den Geräteherstellern sollten aber auch Unternehmen und Privatpersonen das Thema IPv6 (siehe auch Der Status Quo von IPv6) nicht mehr länger von sich wegschieben. "Was den Umstieg betrifft, ist es ohnehin bereits fünf nach zwölf. Wer jetzt Hardware-Strukturen und interne Prozesse adaptiert, muss definitiv auf IPv6-Kompatibilität achten", mahnt Wein im Gespräch mit pressetext. Privatpersonen sollten dies etwa bei der Anschaffung eines neuen Routers berücksichtigen.

Das Internetprotokoll IPv6 ist seit Jahren definiert. Durch den Umstieg auf 128-Bit-Adressen wird die Anzahl der verfügbaren IP-Adressen um ein Vielfaches erhöht. In den kommenden Jahren werden beide Protokolle parallel existieren. Geschicktes Ressourcen-Management könnte den Engpass noch um einige Monate nach hinten verschieben. So finden sich immer noch riesige ungenutzte IPv4-Blöcke, die vor der Zuspitzung des Problems etwa an Universitäten wie Stanford zugeteilt wurden. (pte/mje)