Intranet-Telefonie

Industrie setzt auf den Standard H.323

Als Kompressionsmethode wird G.723 favorisiert, das die Audiodaten bei sehr guter Sprachqualität auf 1/10 ihres ursprünglichen Umfangs verringert. Diese hohe Kompressionsrate ist auf den psychoakustischen Charakter des Algorithmus zurückzuführen; das heißt, es fließen Parameter des menschlichen Gehörs in die Berechnung mit ein. So nimmt der Mensch beispielsweise Töne vor und nach einem sehr lauten Pegels nicht wahr. Diese Töne können damit bei der Kompression weggelassen werden. Leider ist der verwendete Algorithmus sehr rechenintensiv. So verbraucht G.723 zum Beispiel 50 Pozent der Prozessorleistung eines 100-MHz-Pentium-Rechners. Weitere für die Internet-Telefonie relevanten Protokolle sind:

Q.931 - regelt den Verbindungsaufbau; H.245 - Aushandlung erforderlicher Parameter und Kontrolle über die Verbindung; RTP/RTCP - für die Echtzeitübertragung der Sprachdaten.

Die Telefonie von PC zu PC läßt sich bis jetzt jedoch nur begrenzt einsetzen, da meist nicht sichergestellt ist, daß der Gesprächspartner über TCP/IP erreichbar ist. Um diese Einschränkung zu beheben, haben einige Hersteller sogenannte Internet-Telefonie-Gateways angekündigt, die einen Übergang vom Computer-Netz zum "normalen" Telefonnetz bereitstellen. Ein solches Gerät ist mit zwei Schnittstellen ausgerüstet: einer LAN-Schnittstelle, die es mit dem TCP/IP-Netz verbindet, und einer ISDN- oder Analogschnittstelle, die den Kontakt zum Telefonnetz herstellt. Das Gateway verhält sich zur LAN-Seite wie ein Computer-Telefonie-Arbeitsplatz, hat also eine H.323-Schnittstelle. Die komprimierten Sprachdaten, die über das LAN kommen, werden dekomprimiert und zum Telefonnetz weitergereicht. Die vom Telefonapparat kommenden Daten hingegen werden komprimiert und mit Hilfe des H.323-Protokolls via TCP/IP zum Computer übertragen. Damit ist eine Sprachverbindung der beiden Welten hergestellt.

Der Einsatz solcher Gateways macht prinzipiell die TK-Infrastruktur eines Unternehmens obsolet, da jeder PC-Arbeitsplatz die Möglichkeit hat, Telefongespräche innerhalb des Unternehmens sowie nach außen zu führen. Demgegenüber steht allerdings die hohe Verfügbarkeit heutiger Telefonnetze, die von den Datennetzen noch nicht erreicht wird. Doch aus Kostengründen ist die IP-Telefonie im Unternehmensnetz durchaus eine Alternative.

In der bisherigen Erläuterung der Internet-Telefonie galt die Voraussetzung, daß mindestens ein Gesprächspartner mit einem Computer ausgestattet ist. Mit Hilfe zweier Gateways ist es jedoch möglich, zwei herkömmliche Telefonapparate über ein bestehendes IP-Netzwerk zu verbinden. Ein Teilnehmer A wählt dabei die Telefonnummer des Gateway-Netzanschlusses und teilt diesem (zum Beispiel über die Nachwahlziffern) die Nummer des Gesprächspartners mit. Das so kontaktierte Gateway verbindet sich mit einem anderen Gateway über das TCP/IP-Netzwerk und teilt diesem wiederum die zu wählende Nummer mit. Nach Annahme des Gespräches durch den Teilnehmer B wird eine IP-Telefonie-Verbindung zwischen den beiden Gateways geschaltet und somit der Kontakt hergestellt. Theoretisch ist es also mit der Internet-Telefonie möglich, alle Arten der Sprachkommunikation zu realisieren.