Intranet-Telefonie

Die Einführung der Internet-Telefonie-Technik in firmeneignenen IP-Netzen verspricht mehr als nur Kosteneinsparung. Vielfältig sind die Arten der Mehrwertdienste, die sich vor allem durch den Einsatz von IP-Gateways realisieren lassen.

Von: Arnold Stender

Wie ist die Internet-Telefonie entstanden und welche Technik steckt dahinter? Angefangen hat alles im Jahr 1995, als die israelische Firma Vocaltec ein Produkt namens "Internet Phone" auf den Markt brachte. Mit dieser Software war es möglich, das weltweite Internet für die Sprachkommunikation zu nutzen. Das Prinzip ist folgendes: Die Gesprächspartner verfügen beide über PCs mit Internet-Anschluß sowie Soundkarte samt Mikrofon und Lautsprecher, mit denen es möglich ist, Töne zu digitalisieren beziehungsweise hörbar zu machen. Das gesprochene Wort wird also digitalisiert, optional komprimiert und in Form von Datenpaketen über TCP/IP-Netze zum Gesprächspartner übertragen. Dem Internet-Protokoll (IP) ist es dabei egal, um welche Inhalte es sich handelt. Es überträgt Texte und Grafiken für einen Web-Browser genauso wie komprimierte Sprache. Auf der Empfängerseite werden die Pakete dekomprimiert und ähnlich einer Audiodatei hörbar gemacht. Bild 1 zeigt diese einfache, aber doch sehr effektive Methode, über das Internet zu telefonieren.

Trotz dieser Einfachheit gibt es jedoch Probleme: Sprachdaten sind Echtzeitdaten, das heißt, die Pakete müssen in der abgeschickten Reihenfolge und verzögerungsfrei beim Gesprächspartner eintreffen. Tun sie das nicht, muß die jeweilige Software die Pakete verwerfen, was ein "Knacken" oder "Rauschen" auf der Leitung zur Folge hat. Passiert dieses öfter, so leidet die Gesprächsqualität sehr, was unter Umständen bis zur Unverständlichkeit führen kann. Um diesen Mißstand zu beseitigen, sammelt die Empfängerseite zunächst die eintreffenden Pakete. Dies führt jedoch zu erheblichen Verzögerungen, der sogenannten Latenzzeit, die mitunter eine Sekunde betragen kann. Eine vernünftige Unterhaltung ist unter solchen Bedingungen nur schwer möglich, da sich die Gesprächpartner ständig ins Wort fallen.

Jeder, der regelmäßig mit dem Web-Browser arbeitet, kennt die teilweise sehr langen Ladezeiten, verursacht durch fehlende Bandbreite im Internet. Doch genau dieser Mißstand des Internet, die fehlende "Quality of Service", behindert auch den weltweiten Einsatz der Internet-Telefonie. Zwei Lösungen stehen dennoch zur Diskussion:

Einsatz der IP-Telefonie im firmeneigenen Intranet: Hier besitzt der Betreiber die Kontrolle über die Bandbreiten und kann sie den Bedürfnissen entsprechend angleichen. Einsatz des Reservation Protocol (RSVP): Mit diesem Protokoll ist es möglich, zwischen zwei Punkten im IP-Netzwerk dynamisch Bandbreite zu reservieren.

Diese beiden Möglichkeiten lassen sich natürlich auch kombinieren; also der Einsatz der IP-Telefonie im Intranet verbunden mit dem Gebrauch von RSVP. Dies stellt eine ideale Lösung für Unternehmen dar.

Seit 1995, also der Einführung der ersten Internet-Telefonie-Software von Vocaltec, sind viele Hersteller auf den Zug aufgesprungen (siehe Kasten). Die Interoperabilität der existierenden Softwareprodukte erfordert jedoch Standards. Favorisiert wird momentan H.323, das von der ITU vorgeschlagene Protokoll für die Multimedia-Kommunikation über TCP/IP. Dieses Protokoll - eigentlich eine Protokoll-Familie - definiert nicht nur die Sprachkommunikation über das Netz, sondern auch die Videokommunikation und das Bearbeiten gemeinsamer Dokumente.