Interview mit Linus Torvalds

Der Rechner als Feind

tecChannel: Gut 90 Prozent aller Anwender haben Windows auf dem Rechner. Würden Sie allen empfehlen, zu wechseln?

Torvalds: Ehrlich gesagt, kümmere ich mich da gar nicht besonders drum - schließlich verkaufe ich ja Linux nicht. Klar freut es mich, dass es schon viele Linux-User gibt, und natürlich flüstert mein Ego ständig: "Jaaa, jeder sollte Linux benutzen!" (lacht). In dieser Hinsicht sähe ich gern mehr Leute unter Linux arbeiten, andererseits hängt es natürlich davon ab, was man mit dem Rechner anfangen will.

Tatsächlich interessieren sich ja viele Leute gar nicht wirklich für Computer und halten sie ganz einfach für schrecklich. Viele mussten sich aus beruflichen Gründen mit Windows auseinander setzen und wollen jetzt möglichst nicht noch was Neues lernen. Klar erleben sie, dass Windows abstürzt - aber das kümmert sie nicht besonders, sie halten einfach die Maschine an sich für etwas Übles. Würde so jemand sich mit Linux anfreunden? Wohl eher nicht, denn eigentlich geht es gar nicht ums Betriebssystem, sondern um den Spaß an der Beschäftigung mit dem Computer selbst.

Natürlich kann jeder Linux benutzen: Manche Firmen fahren Linux als Desktop und natürlich noch viel mehr als Server, sodass die Anwender oft gar nicht wissen, dass sie Linux benutzen. Wer gerne was dazu lernt und Wert auf ein stabiles Betriebssystem legt, der wird an Linux Freude haben. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Verwendungszwecken, für die sich Linux wirklich gut eignet und für die es sogar mehr Anwendungen mitbringt als Windows.