Web-Lernvideos ersetzen die Vorlesung

Internet als Lernplattform wird immer wichtiger

Die Möglichkeit des Wissensaustausches über Internet-Plattformen gewinnt für Nutzer und Bildungseinrichtungen zunehmend an Bedeutung. Aber auch in der schnelllebigen Hightech-Branche wird die Weiterbildung per Web immer wichtiger.

"Unser Institut hat in Spitzenzeiten allein über den Uni-Bereich von Apples iTunes wöchentlich bis zu 25.000 Zugriffe auf Vorlesungsvideos registriert" stellte Christoph Meinel, Direktor des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) , kürzlich in seiner im Rahmen der Fachtagung "eLectures 2009 - Anwendungen, Erfahrungen und Forschungsperspektiven" gehaltenen Keynote in Berlin fest. Von der Größenordnung her bewege man sich damit auf dem selben Niveau wie die seit 2005 dort vertretene Stanford University. "Solch innovative Plattformen wie iTunes U und unser eigenes Tele-Task-Portal stillen das wachsende Bedürfnis nach professionellem, branchenspezifischem Wissenstransfer sehr gut", ist Meinel überzeugt.

Das HPI gehört zusammen mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München zu den vier Elite-Einrichtungen, die seit Januar 2009 als erste in Deutschland Lehrinhalte auf der internationalen Apple-Plattform anbieten. Auf iTunes U waren bis dahin lediglich Vorlesungen und andere Aufzeichnungen von rund 200 angelsächsischen Hochschuleinrichtungen verfügbar gewesen. "Weil an lebenslangem Lernen kein Weg vorbeiführt, geben wir über unsere eigene Plattform tele-task.de schon seit Jahren jedem Interessierten kostenlos die Möglichkeit, sein IT-Wissen jederzeit und überall auf den neuesten Stand zu bringen", betonte Meinel. iTunes U sei eine ergänzende Möglichkeit, aktuelle Lernstoffe nach individuellem Bedürfnis auszuwählen, auf den Computer herunterzuladen und auf mobilen Geräten abzuspielen.

Dass die genannten vier deutschen Institutionen nicht die einzigen sind, die das Internet im deutschsprachigen Raum für Bildungszwecke entdeckt haben, zeigt das Beispiel der Karl-Franzens-Universität Graz. Dort wurde Anfang Juni ein eigenes Podcast-Portal gestartet, das es Studierenden, Lehrenden und allen sonstigen Interessierten erlaubt, Lehr- und Lernmaterial einfach und bequem auf den eigenen Computer oder das eigene Handy zu holen. "In Zeiten von MP3-Playern und videofähigen Handys wie dem iPhone wird ein mobiler Zugang zu Informationen speziell von Studierenden nicht nur erwartet, sondern sogar verlangt", erklärt Michael Raunig von der Akademie für Neue Medien und Wissenstransfer der Grazer Universität, gegenüber pressetext. Raunig, der das Podcast-Portal konzipiert hat und es ständig mit frischen Inhalten befüllt, ist vom Potenzial der neuen Medientechnologien für den Bildungseinsatz überzeugt: "Die Neuen Medien liefern eine ganze Reihe hilfreicher Tools, die ein Gewinn für den Lehrbetrieb sein können. Das Potenzial ist hier aber noch lange nicht ausgeschöpft."

Auch die Potsdamer Wissenschaftler des HPI stellen seit Sommer 2007 Podcasts, also kurze thematisch abgeschlossene Vorlesungsabschnitte, ins Internet. Eigenen Angaben zufolge existieren aktuell bereits 4300 solcher Beiträge. "Wer sich die Podcasts auf sein kleines, mobiles Abspielgerät lädt, kann sie dann im Bus, im Wartezimmer oder draußen im Park anschauen - immer, wenn Lust und Zeit dazu da ist", so Meinel über die Vorteile des flexiblen Lernangebots. (pte/hal)