Facebook im Büro

Intern hört die Freundschaft auf

Bester Schutz: Aufgeklärte Mitarbeiter

Das rechtfertige keine Sperre der Plattform. Besser sei es, zusätzlich zu den normalen Schutzmechanismen wie Virenscannern die Installation von Plug-ins zu unterbinden und Angestellte auf die Risiken hinzuweisen, so Boyne. „Der beste Schutz ist der aufgeklärte Mitarbeiter."

Neben Sicherheitsbedenken fahren Verfechter von Facebook-Sperren häufig das Produktivitätsargument auf: Wenn man Mitarbeiter lasse, klickten sie nur noch in sozialen Netzwerken herum, statt zu arbeiten. Tatsächlich gibt es Studien, die darauf hindeuten: Das amerikanische Marktforschungsunternehmen United Sampler etwa ermittelte, dass ein Arbeitnehmer heute eine Stunde pro Tag mit der Pflege seiner virtuellen Freundschaften verbringt. Demnach verursachen Liken und Chatten einen Schaden von 10.375 Dollar pro Jahr und Angestellten. Allerdings gibt es auch Studien, die das exakte Gegenteil behaupten: Eine Umfrage im Auftrag von Google kam zu dem Schluss, dass Facebook & Co. nicht nur produktiver machen, sondern sogar die Karriere fördern. 79 Prozent der Social-Media-Fans seien kürzlich befördert worden, bei den Mitarbeitern ohne Zugang seien es nur 54 Prozent gewesen, so die Autoren der Studie.

Was denn nun – ist Facebook im Büro Produktivitätskiller oder Karriereturbo? Experten warnen vor Pauschalurteilen. „Das hängt vom jeweiligen Arbeitsbereich ab", meint der Social-Media-Berater Klaus Eck. In der Produktion etwa sei ein Facebook-Zugang weniger wichtig, in anderen Unternehmensbereichen womöglich ein nicht verzichtbares Arbeitsmittel. Insgesamt jedoch hält Eck Sperren für riskant, vor allem, weil hoch qualifizierte Mitarbeiter damit abgeschreckt werden könnten. „High Potentials suchen einen Arbeitsplatz, an dem sie sich wohlfühlen, und dazu gehört heute der Facebook-Zugang wie früher die Kaffeeküche." Unternehmen, die hier einen Riegel vorschöben, machten sich als Arbeitgeber unattraktiv, warnt Eck. „Jobeinsteiger haben Alternativen, die arbeiten dann einfach woanders." Tatsächlich sagen mittlerweile 56 Prozent der Uni-Absolventen, dass eine Firma, die Social Media sperrt, für sie als Arbeitgeber nicht in Fage kommt oder dass sie die Verbote einfach umgehen würden. Das ergab eine Umfrage von Cisco unter 2800 Studierenden weltweit.

Rechtsanwältin Nina Diercks hält Facebook-Sperren für problematisch.
Rechtsanwältin Nina Diercks hält Facebook-Sperren für problematisch.
Foto: Privat

Bleiben die juristischen Bedenken. Aber ist Facebook im Büro wirklich ein rechtliches Minenfeld? Juristen winken ab. „Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtsprechung gibt es keine Gründe, die für ein Verbot sprechen", sagt zum Beispiel Nina Diercks, Anwältin aus Hamburg und Expertin für Social-Media-Recht. Für problematisch hält sie allerdings nicht nur Facebook-Sperren, sondern auch den Regelfall in deutschen Betrieben: Der besteht darin, dass es keine einschlägigen Regeln gibt. Der Betrieb duldet einfach nur die Aktivitäten der Angestellten. „Das ist auf den ersten Blick die einfachste Methode, kann aber rechtliche Probleme nach sich ziehen", warnt Diercks.