Software Defined Networking

Intel will Data Center und Netzwerk verlinken

Die SDN- beziehungsweise SDx-Szene ist um einen mächtigen Player reicher: Intel. Mit dem Chipbauer betritt ein Konzern die Bühne, der gute Chancen hat, auf dem Zukunftsmarkt erfolgreich mitzumischen. Denn er besitzt sowohl in Sachen Data Center als auch in Sachen Netzwerke die erforderliche Expertise.

Jahrzehntelang war der Netzwerkmarkt fast ein geschlossener Kreis. In einem eher proprietären Umfeld boten sich die Hersteller einen überschaubaren Wettbewerb, der böse gesprochen mehr oder weniger im Tuning vorhandener Technik und Protokolle bestand. Mehr war aber meist auch gar nicht notwendig, denn das Netz sollte als "dump pipe" lediglich Daten schnellstens von A nach B transportieren.

Netzwerkmarkt Im Wandel: John Woodget, Global Director Telecommunication Sector bei Intel, ist überzeugt, das die SDN-Technologie neue Player im Networking-Business generiert.
Netzwerkmarkt Im Wandel: John Woodget, Global Director Telecommunication Sector bei Intel, ist überzeugt, das die SDN-Technologie neue Player im Networking-Business generiert.
Foto: Intel

Doch mit dieser Ruhe könnte es nun vorbei sein, denn die Netze sehen sich mit immer komplexeren Aufgaben konfrontiert: Der Powergamer will im Echtzeitduell mit seinem Gegner möglichst geringe Latenzzeiten, der Geschäftsmann erwartet eine störungsfreie Videokonferenz mit seinem Partner auf der anderen Seite des Globus und der IT-Manager will mal kurz per Cloud neue Aufgaben auslagern oder Teile des Data Centers verschieben. Alleine diese Beispiele zeigen, dass die dump pipe nicht mehr den Anforderungen genügt und komplexere Steuerungsverfahren erforderlich sind, um allen Usern die gewünschten Anwendungen mit der erwarteten Performance über das Netz bereitzustellen. Gleichzeitig, so John Woodget, Global Director Telecommunication Sector bei Intel, werden die Netzwerk-Cloud und das Data Center weiter zusammenwachsen beziehungsweise miteinander verknüpft, da hier teilweise ähnliche Aufgaben und Anforderungen anfallen würden.

Funktionsvielfalt im virtualisierte Netzwerk

Eine Verknüpfung, die Woodget zufolge noch eine andere Konsequenz hat, "die Services werden innerhalb des Netzes arbeiten und darum braucht es eine orchestrierende Funktion aus der Cloud. Es ist eine Art von mash up our own service". Damit sind für den TK-Verantwortlichen die Tage der standalone Netze gezählt, auch wenn er einräumt, dass viele die Bedeutung der Services und der damit einhergehenden Veränderungen noch nicht verstanden hätten, "die Situation ist ähnlich wie beim Start von Google oder Facebook. Vor 15 Jahren haben viele die Auswirkungen auf ihr Business-Modell nicht erkannt". Neue Netz-Services kann sich Woodget dabei in Kategorien wie Orchestration, Network, Cloud, Media oder Security vorstellen.

Blick in die Zukunft: In der SDN-Welten sollen Appliances wie Firewalls verschwinden und nur noch virtuell existieren.
Blick in die Zukunft: In der SDN-Welten sollen Appliances wie Firewalls verschwinden und nur noch virtuell existieren.
Foto: Intel

Neu ist dabei Woodget zufolge, dass nicht mehr nur die Verbindung von einem Punkt zum nächsten betrachtet wird, sondern wie die Daten am schnellsten und effizientesten durch das Netz als Ganzes geleitet werden - das Netz also virtualisiert als nur noch ein Gerät betrachtet wird. Da hierzu auch Funktionen des Netzes selbst virtualisiert werden, ist im Carrier-Umfeld eher der Begriff einer Network Function Virtualization (NFV) anstelle von SDN gebräuchlich. Dabei sind Funktionen wie Firewall, VPN oder Intrusion Detection System angedacht, die im Zuge des Software Defined Networking virtualisiert werden.

Türöffner: Intels Referenzplattform zum Bau von SDN-Hardware.
Türöffner: Intels Referenzplattform zum Bau von SDN-Hardware.

Durch die Realisierung in Software sollen diese Komponenten dann flexibler sein als klassisches Netzequipment, das bislang das Gros seiner Performance aus spezifischen ASICs schöpfte. "Erst die breite Verfügbarkeit extrem schneller CPUs, die die entsprechenden Aufgaben mit der Geschwindigkeit einer Switch-Dataplane abarbeiten können, machte den Umstieg auf eine Software-Lösung möglich", erklärt Intel-Direktor Woodget. Darüber geredet und geträumt haben wir allerdings schon 1993, so der Telco-Spezialist weiter, doch damals fehlten noch die entsprechenden leistungsfähigen Chips.