Freischaltcodes für deaktivierte CPU-Funktionen

Intel verlangt Gebühr für volle Prozessor-Leistung

Der Prozessorhersteller Intel vertreibt in den USA, Kanada, Spanien und den Niederlanden im Rahmen eines Pilotprojekts Hardware, die ihre volle Leistung nur über den Erwerb eines Freischaltcodes entfaltet.

Konkret geht es um die Low-End-CPU Pentium G6951. Sie verfügt zwar ab Werk über HyperThreading und vier Megabyte L2-Cache, nutzt diese Vorteile aber nicht.

Erst nach der Eingabe eines 50 Dollar teuren Freischaltcodes wird HyperThreading aktiviert und der Cache von drei auf vier Megabyte erhöht. In verschiedenen Benchmarks bedeutet dies eine Leistungssteigerung von fünf bis 50 Prozent. Der Prozessor kostet hierzulande ohne das Upgrade rund 80 Euro. Angesichts wesentlich leistungsfähigerer Core i3-Prozessoren jenseits der 3 GHz um 130 Euro ein denkbar schlechter Deal, auf den viele Kunden mit Empörung reagieren.

Im Normalzustand unterscheidet sich der Prozessor dabei nicht vom Vorgängermodell Pentium G6950. Es handelt sich um einen Clarkdale-Chip, wie er auch als Core i3 und Core i5 verkauft wird. Er bietet zwei Kerne mit je 2,8 Gigahertz und drei Megabyte L2-Cache. Über das kostenpflichtige Upgrade erlangt er ein zusätzliches Megabyte Cache und die HyperThreading-Funktion wird freigeschaltet. Die CPU entspricht danach einem Core i3-530 mit 2,8 statt 2,93 GHz.

Bei der Produktion von CPUs werden häufig teildefekte Prozessoren hergestellt, bei denen beispielsweise ein Rechenkern nicht zuverlässig funktioniert oder andere Funktionen Mängel aufweisen. Um diese Ware nicht wegwerfen zu müssen, werden sie von den Herstellern dann als Low-Budget-Chips verkauft, die einige Funktionen des Vollpreisproduktes vermissen lassen.

Da die Nachfrage nach diesen günstigen Produkten oft größer als die Menge der teildefekten CPUs ist, auf denen sie basieren, kommt es auch vor, dass voll funktionstüchtige Prozessoren mit gesperrten Funktionen in den Handel gelangen, die dann von Bastlern wieder freigeschaltet werden können.

Für den Sockel A erschienen beispielsweise einige AMD-CPUs, denen mit etwas Geschick mehr Power entlockt werden konnte. Aber auch bei aktuellen Phenom-Prozessoren kann mit etwas Glück in Kombination mit dem richtigen Mainboard ein zusätzlicher Kern aktiviert werden. Radeon-Grafikkarten waren in der Vergangenheit ebenfalls ein beliebtes Ziel, wenn es um die Freischaltung kostenloser Zusatzleistung ging. Dass Kunden dazu bereit sind, für die Freischaltung bereits vorhandener Funktionen nach dem Kauf nochmals Geld auszugeben, darf freilich angezweifelt werden. (pte/hal)