Intel übernimmt Alpha-Architektur von Compaq

Durch die Hintertür übernimmt Intel die Architektur der Alpha-Prozessoren von Compaq: Der PC-Hersteller stellt innerhalb der nächsten drei Jahre sein gesamtes 64-Bit-Portfolio auf den Itanium um, zahlreiche Entwickler sollen zu Intel wechseln.

Bereits in der letzten Woche hatte die britische News-Site The Inquirer mehrfach gemeldet, dass Intel am Alpha-Design von Compaq interessiert sei. Am Montag äußerten sich dann beide Firmen zu dem komplizierten Deal, der auf dem Papier nicht nach einer Übernahme des Alpha-Prozessors durch Intel aussehen darf; die amerikanische Handelsaufsicht FTC hätte sonst sicher etwas dagegen.

So betonte Compaq-CEO Michael Capellas in einer Telefonkonferenz das Abkommen sei "nicht-exklusiv" - wer aber sollte in das Geschäft mit 64-Bit-Prozessoren noch einsteigen, wenn zwei Elefanten wie Intel und Compaq bereits Hochzeit gefeiert haben?

Im Einzelnen sieht der Deal vor, dass Compaq und Intel "mehrere Jahre" ihre Entwicklungs- und Marketing-Ressourcen für die Itanium-Prozessoren bündeln werden.

Dabei verpasst Compaq dem bestehenden EV6-Design des Alpha-Prozessors (21264) noch zwei "speed bumps", sprich: Man erhöht die Taktfrequenz. Details dazu gab Alpha-Lizenznehmer Samsung auf dem letzten Microprocessor Forum bekannt.

Nach dem EV6 folgt EV7, der laut Capellas auch noch fertiggestellt werden soll. Der bereits angekündigte EV8 mit seinem Simultaneous Multithreading (SMT) soll dann in einen zukünftigen Intel-Prozessor einfließen.

Besonders interessiert zeigte sich Intel-Chef Craig Barrett an den Compiler-Bauern von Compaq, die er als "super Entwicklungs-Team" bezeichnete. Einige hundert Compaq-Entwickler sollen so in den nächsten 28 Monaten zu Intel wechseln. Durch die lange Erfahrung mit 64-Bit-Software der Alpha-Entwickler kann Intels EPIC-Architektur des Itanium am Markt stark profitieren: Wie bereits berichtet, braucht Itanium völlig neue Compiler.

Parallel dazu will Compaq an der Marketing-Front seine 64-Bit-Server mit Alpha-CPUs auf die IA-64 umstellen und von 2004 nur noch solche Maschinen anbieten. Den Kunden verspricht man dabei natürlich einen "einfachen Migrations-Pfad".

Dass bei dem am Montag bekannt gegebenen Abkommen auch Geld geflossen ist, war nur zwischen den Worten der Intel-Chefs herauszuhören. So meinte Paul Otellini, General Manager der Intel Architecture Group, "Wir geben keine finanziellen Details dieser Transaktion bekannt".

Wie sehr sich Intel indes diese Transaktion gewünscht hat, ließ der deutsche Compaq-Geschäftsführer Peter Mark Droste auf einer Veranstaltung in München durchblicken: "Intel ist auf uns zugekommen." (nie)