Instant Messaging als subversive Kommunikation

Die Marktforscher der Giga Information Group sehen die Gefahr, dass sich Instant Messaging (IM) in den nächsten zwei Jahren zu einer "subversiven alternativen Kommunikationsform" entwickelt.

IM könne die Richtlinien zur formalen E-Mail- und Internet-Kommunikation in vielen Unternehmen aushebeln, warnt die Giga Information Group in ihrer Studie "Instant Messaging for Collaboration". Die Meinungsforscher prognostizieren, dass die IM-Programme von AOL, Yahoo! und Microsoft durch die Kontrollen der IT-Abteilungen schlüpfen und von immer mehr Angestellten eingesetzt werden.

Dadurch entstehe eine Kommunikationsebene, die vom Unternehmen nicht mehr zu kontrollieren sei und erhebliche rechtliche Gefahren mit sich bringe, schreibt Giga-Analyst Daniel Rasmus in seinem Report. Wichtigstes Manko: Der Informationsaustausch über Instant Messages (Sofortnachrichten) werde nicht dokumentiert und archiviert. Zudem fehle jedwede Integration mit anderen betrieblichen Kommunikationssystemen.

Giga empfiehlt den Unternehmen, präventiv eine Firmenpolitik für Instant Messaging einzuführen und die Beschäftigten auf die Gefahrenpotenziale hinzuweisen. Fraglich sei zum Beispiel die rechtliche Verbindlichkeit von Zusagen, die ein Mitarbeiter einem Kunden per Sofortnachricht zukommen lässt. Zudem besteht laut der Giga Information Group die Gefahr, dass vorgegebene Geschäftsprozesse über die IM-Direktkommunikation ausgehebelt werden. Dabei denken die Marktforscher an Botschaften, die die Beteiligten eines Ausschreibungsverfahrens untereinander austauschen.

Darüber hinaus läuft die Wirtschaft Giga zufolge Gefahr, dass über den IM-Weg Betriebsgeheimnisse die Unternehmen verlassen. Während viele Firmen den E-Mail-Verkehr auf Schlagworte wie "confidential" kontrollierten, gebe es für den IM-Dateitransfer bei AOL, Yahoo! und Microsoft Messenger zurzeit praktisch keine geeigneten Kontrollmöglichkeiten, moniert Giga.

Die Unternehmen sollten daher das Thema Instant Messaging aktiv ansprechen statt blind in die "IM-Kommunikationsfalle zu tappen". Verbotsversuche werden nach Einschätzung der Berater so unwirksam sein wie Internet-Verbote in der Anfangszeit. Angestellte, die privat die Vorteile von Instant Messaging schätzen gelernt haben, werden am Arbeitsplatz nicht darauf verzichten, heißt es in dem Report. Giga geht davon aus, dass sich Instant Messaging ab 2002 auch auf breiter Front auf Internet-Handys und Organizern mit Funkanschluss durchsetzen wird.

Wie zur Bestätigung hat Nokia kürzlich mit FriendsTalk ein Produkt vorgestellt, mit dem sich SMS und Internet-Chat kombinieren lassen. (jma)