IDF: Itanium hat den Bus verpasst

Die in einer früheren Meldung vermuteten Probleme von Intels erstem 64-Bit-Chip wurden inzwischen von mehreren Herstellern bestätigt: Itanium braucht vor der Markteinführung mindestens noch ein weiteres Stepping, weil der Bus des Core zum L3-Cache noch nicht bei hohen Geschwindigkeiten funktioniert.

Vor einem Jahr hatte Intel auf dem IDF die ersten Itanium-Prototypen vorgestellt. Wie bei CPUs üblich, werden die verschiedenen Versionen, auch Stepping genannt, mit Buchstaben und Zahlen bezeichnet. Der erste Itanium war ein a0-Stepping. Inzwischen ist man mit dem b1-Stepping mindestens schon bei der dritten Version angekommen.

Wie in San Jose von Server-Herstellern zu erfahren ist, war an einen funktionierenden L3-Cache bis zum b1-Stepping noch nicht zu denken. Diesen, auf einem zusätzlichen Die im Gehäuse des Itanium untergebrachten Cache braucht Itanium aber wegen der sehr spekulativen Befehlsverarbeitung unbedingt, da sonst zu viele Zeit raubende Zugriffe auf den Hauptspeicher erfolgen. Intels EPIC getaufte Architektur hatten wir im Bericht vom letzen Microprocessor Forum bereits ausführlich beschrieben.

Der 128-Bit-breite Bus zum L3-Cache erweist sich nun als größtes Problem des Itanium. Bis zum b0-Stepping wollte er nicht laufen, was auch die bereits zitierten merkwürdigen Performance-Angaben erklärt, mit denen Intel auf dem derzeit laufenden IDF herausrückte. Die bisherigen Itanium-Prototypen liefen nur mit 500 bis 600 MHz (a0- bis b0-Stepping). Erst mit dem b1-Stepping wurden 733 MHz erreicht, allerdings nur mit 2 MByte L3-Cache. Die 4-MByte-Variante bringt es derzeit nur auf 667 MHz. Geplant sind für die Markteinführung aber 733 MHz und 800 MHz mit jeweils 2 MByte oder 4 MByte L3-Cache.

Intel wiegelt freilich ab: Neben der Hardware läge es vor allem an Compilern, Betriebssystemen und Anwendungen für die IA-64, die vor dem Launch noch optimiert werden müssten. Das mag freilich zutreffen - die Server-Hersteller aber stehen allesamt mit fertigen Designs in den Startlöchern und warten auf die endgültigen Prozessoren, um die Itanium-Rechner endlich verkaufen zu können.

Ob all dieser Probleme hat sich Intel zu einer Art öffentlichen Beta-Programms entschlossen. Noch im Jahr 2000 sollen 6000 "Pilot Processors" des Itanium ausgeliefert werden. Dann können die Server-Hersteller ihren Kunden Systeme zur Evaluierung zur Verfügung stellen. Der endgültige Launch des Prozessors soll dann in der ersten Hälfte des Jahres 2001 stattfinden. Anders ausgedrückt: Der Itanium kommt nochmals drei bis sechs Monate später als geplant. (nie)