IBM lässt Cell-Chip vom Stapel

Im März 2001 kündigten IBM, Sony und Toshiba die Entwicklung des Spezialprozessors Cell für digitale Consumer Electronics an. IBM wird einer Meldung des Wall Street Journal zufolge heute bekannt geben, dass der Prozessor im kommenden Jahr eingeschränkt produziert werden und ab Anfang 2006 in einer Reihe von Geräten verfügbar sein soll.

Cell dürfte vor allem dem Chipriesen Intel in den digitalen Wohnzimmern der Zukunft starken Wettbewerb liefern (tecCHANNEL berichtete). Zu den kommenden Produkten auf Cell-Basis gehören HDTV-Fernseher von Sony und Toshiba sowie ein "Heim-Server für Breitband-Inhalte" von Sony. Cell dürfte außerdem das Herzstück der nächsten Generation von Sonys Spielekonsole PlayStation bilden. Deren Erscheinungstermin hat Sony bislang nicht verraten, Experten erwarten die PS3 aber nicht vor dem Jahr 2006.

IBM und Sony haben je 400 Millionen US-Dollar in die Cell-Entwicklung gesteckt; Sony hat weitere 325 Millionen für die Fertigung in Big Blues Hightech-Fab in East Fishkill, New York, zugesagt.

Auch Intel möchte seine Chips gern über das digitale Büro hinaus genutzt sehen. Fred Zieber, Principal Analyst bei Pathfinder Research in San Jose, Kalifornien, wittert ob dessen einen "enormen weltweiten Krieg um die Kontrolle des Wohnzimmers". Andere Analysten konstatieren, Intels Architektur erfordere speziell im Bereich Video zahlreiche Zusatzchips. Der Cell dagegen basiere auf der Power-Architektur von IBM, integriere aber alle nötigen Coprozessoren gleich mit und ermögliche so höhere Geschwindigkeit und niedrigere Kosten.

Bereits im kommenden Jahr wollen Sony und IBM eine Cell-basierende Workstation herausbringen, die für Spieleentwickler und Hollywood-Animationsfirmen konzipiert ist. Preis und Marketing sind noch nicht beschlossen. IBM hat aber bereits erklärt, eine Rackmount-Ausführung mit mehreren Cell-Chips werde eine Rechenleistung von 16 Tflops erreichen. Damit wäre die Maschine leistungsfähiger als andere - bis auf ein Dutzend Supercomputer weltweit - allerdings ist diese Leistung vornehmlich auf grafische Aufgaben gemünzt und taugt nicht für General-Purpose-Computing. (Thomas Cloer/doe)

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