Verkauf von Notebook-Sparte im neuen Licht

IBM befreit sich von Windows-Abhängigkeit

IBM hat sich durch den Verkauf der PC- und Notebook-Sparte im Sommer 2005 an Lenovo vor allem von Windows und Microsoft unabhängig gemacht. Diese These stellt Rüdiger Spies, Independant Vice President Enterprise Applications bei IDC in München, nach einer Analyse der aktuellen Pläne von IBM auf.

In einer Pressemeldung habe IBM laut Spies kürzlich durchblicken lassen, welche längerfristigen Pläne hinter dem Verkauf der PC Division an Lenovo gesteckt haben. In den IBM-Laboratories in Indien plant man derzeit eine groß angelegte Initiative für mobile Web Services. Diese sollen den PC als primäres Geschäfts- und Kommunikationsinstrument ablösen oder zumindest dessen Bedeutung drastisch reduzieren. Durch den Verkauf der Notebook-Sparte an Lenovo müsse IBM nun keine Rücksicht mehr auf Microsoft nehmen. Alle IBM-Systeme mit Intel-Prozessoren laufen auch mit Linux. Dadurch hat sich IBM praktisch unabhängig von Windows gemacht.

Die echten Innovationen kommen laut Spies hauptsächlich aus dem mobilen Segment. Einmal mehr werde hiermit bestätigt, dass die eigentliche PC-Ära sich dem Ende zuneige. IBM bringt zudem die Erfahrung aus der Virtualisierung von Hardware ein, um nicht wieder in eine Abhängigkeit à la Microsoft und Intel zu gelangen. Dabei setzt IBM vor allem auf das Tool SoulPad. Dieses trennt den Inhalt, also die Daten, von allen physikalischen Elementen wie Prozessor, Festplatte und Bildschirm.

Bei IBM geht man davon aus, dass die Anwender auf Daten zwar zugreifen, aber dafür zunehmend keinen vollständigen Notebook mehr mit sich führen wollen. Das Mobiltelefon entwickle sich zum beliebtesten Kommunikationsmittel, womit sich Deals mit Vodafone und BuddyComm erklären. Sie sollen Social Networking "any time, any place" ermöglichen.

Des Weiteren seien in nächster Zukunft mobile Gesundheitsservices und ein „Universal Mobile Translator“ geplant, um online Sprachübersetzungen zu ermöglichen. Weitere IBM-Trümpfe gegenüber Microsoft und auch Intel sind zudem der Cell Prozessor mit dem POWER-Core sowie die weltweiten Computing-Center, die alle SaaS-fähig (Software as a Service) sind.

Diese Pläne von IBM dürften vor allem die Redmonder laut Spies hart treffen. Die Erklärung von IBM, dass der PC und damit Windows nicht mehr im Zentrum stehe, sei gerade nach Microsofts geplatzter Yahoo-Übernahme schwerwiegend. (ala)