Worauf Sie beim Enterprise-Einsatz von Hybrid Clouds achten sollten

Hybrid Cloud auf dem Weg zur Reife

Es fehlt noch an Best Practices

Noch führt die Hybrid Cloud ein Nischendasein, doch viele Anwender liebäugeln mit ihr.
Noch führt die Hybrid Cloud ein Nischendasein, doch viele Anwender liebäugeln mit ihr.
Foto: IDC

Noch ist es nicht so weit, dass es für wirklich erfolgskritische Hybrid Clouds im Enterprise sehr viele aussagekräftige und belastbare Praxisbeispiele gibt, auf die IT-Entscheider zurückgreifen könnten. Der Markt reift noch. Auf Angebotsseite ist die Auswahl an mehr oder weniger frei kombinierbaren Clouds beziehungsweise an Werkzeugen, die deren zentrale Verwaltung ermöglichen, freilich schon erheblich.

So gibt es etwa von Eucalyptus Systems mit der Enterprise Edition 2.0 eine Cloud, die API-kompatibel ist mit der Elasctic Compute Cloud (EC2) von Amazon. Gemanagt und damit hybrid gemacht wird die Lösung mit Tools des Eucalyptus-Partners Rightscale. Auch Oracles Nimbula Director bietet die Möglichkeit, private und öffentliche Clouds gemeinsam zu verwalten. Mithilfe einer universellen API lassen sich Private-Cloud-Anwendungen kontrolliert in die Public Cloud verlagern, auch in das EC2-Angebot von Amazon.

VMware sorgt zwar für Public und Private Cloud aus einem Guss. Die daraus resultierende Hybrid Cloud muss allerdings komplett aus dem proprietären Regal genommen werden: Der Anbieter ermöglicht den Zusammenschluss von Private Clouds, die mit der V-Cloud-API erstellt wurden, mit dem Public-Cloud-Angebot V-Cloud Express, das ebenfalls diese API verwendet. Eines der wichtigsten Kriterien für echte Hybrid Clouds ist damit bei VMware nicht gegeben: die Interoperabilität. Clouds ohne V-Cloud-Unterstützung, heißt das in diesem Fall, können nicht eingebunden werden, eine Migration aus dem VMware-Kosmos ist daher kaum mit vertretbarem Aufwand zu bewerkstelligen.

API-Kompatibilität oder Abstraktionsmodell

Stark auf Offenheit setzt auf der anderen Seite des Spektrums Cloudswitch mit einer Hybrid Cloud, die es erlaubt, Anwendungen in eine Public Cloud zu migrieren, ohne Integrations-, Netzwerk- und Security-Policies zu ändern. Auch die Überwachungs- und Verwaltungsfunktionen bleiben unangetastet. Das funktioniert mit einer Appliance in der Private Cloud, die eine virtuelle Maschine in der Public Cloud steuert und einen sicheren Datenpfad zwischen den Netzwerksegmenten kreiert. Der Vorteil: Anwendungen bleiben mit den internen Prozessen verbunden und können entsprechend gesteuert werden, einerlei, ob sie in der Private oder in der Public Cloud laufen.

IT-Entscheider, die sich mit dem Gedanken an ein Hybrid-Cloud-Engagement tragen, sollten im Idealfall auf Abstraktionsmodelle wie das von Cloudswitch setzen, um flexibel zu bleiben und dem ansonsten beinahe unausweichlichen Lock-in zu entgehen. Dazu rät Bill Claybrook von der Marktforschungsgesellschaft New River aus Massachusetts. Solange es nicht mehr offene Standards im Cloud Computing gibt, drohen nach Einschätzung von Claybrook unliebsame Effekte, wenn eine Migration zwischen unterschiedlichen Clouds, egal ob Public oder Private, erforderlich wird.

Als Alternative zu einer völlig offenen und allseits migrationsfähigen Umgebung empfiehlt Claybrook die Auswahl eines Public-Cloud-Providers, der dieselbe API unterstützt, wie sie bereits in den internen Ressourcen verwendet wird. Das dürfte in vielen Fällen auf Amazons EC2 hinauslaufen, der man die Chance einräumen darf, sich API-seitig zu einem De-facto-Standard zu entwickeln. Wer sicher ist, mit VMware glücklich zu bleiben, kann innerhalb des V-Cloud-Universums - das mittlerweile auf 1800 Partner-Anwendungen angewachsen sein soll - frei zwischen Public und Private Cloud flottieren und insofern alle Hybrid-Vorteile genießen.