Project Moonshot

HP entwickelt Cloud-Servern mit ARM-Prozessoren

Im Zuge des Project Moonshot will Hewlett-Packard (HP) Server mit CPUs auf Basis des besonders stromsparenden Chipdesigns von ARM entwickeln. Die Server sollen besonders dann für Cloud-Anwendungen in Rechenzentren zum Einsatz kommen.

ARM-Prozessoren stecken derzeit primär in Mobiltelefonen und Tablets, bei denen lange Akkulaufzeiten besonders wichtig sind- Angesichts von Trends wie Cloud Computing ist Energieeffizienz aber auch in Rechenzentren schon seit geraumer Zeit ein Knackpunkt. Und die Designs von ARM können inzwischen eine Menge.

Beim "Project Moonshot" greift Hewlett-Packard auf eine Neuentwicklung der kalifornischen Chipschmiede Calxeda zurück. Deren "EnergyCore" ist ein System-on-Chip (SoC) mit vier Kernen, das speziell mit Hinblick auf Cloud-Server entwickelt wurde. Im Prinzip handele es sich bei EnergyCore um einen kompletten Server (nur ohne Arbeits- und Massenspeicher) auf einem Chip, schreibt "Ars Technica".

Calxeda packt vier von diesen EnergyCore-SoCs auf ein Daughterboard namens "EnergyCard", ein Referenz-Design mit außerdem vier DIMM-Steckplätzen und vier SATA-Ports. Ein Systems Integrator kann mehrere EnergyCards auf einem Mainboard zu einer Rack-mountable Unit kombinieren, von denen sich wiederum mehrere via Ethernet zu einem Gesamtsystem verbinden lassen, das bis zu 1024 EnergyCards oder 4096 EnergyCore-Prozessoren skaliert.

Das EnergyCore-Design unterstützt keine traditionelle Hypervisor-Virtualisierung, sondern "nur" das leichtgewichtige und Container-basierende "LXC"-Schema von Ubuntu. Die Technik von Calxeda ist ohnehin eine Art Gegenentwurf zum Versuch, Cloud Server auf herkömmliche Weise energieeffizienter zu machen, indem man mehrere Betriebssystem-Instanzen auf Hochleistungs-CPUs betreibt und die Systeme damit möglichst stark auslastet.

EnergyCore-Chips werden allerdings erst Ende dieses Jahres in Testmustern vorliegen und sollen in Stückzahlen ab der zweiten Hälfte 2012 gefertigt werden. Hewlett-Packard springt ganz früh auf den Zug auf mit seiner "Redstone"-Entwicklungsplattform. Das System packt 2800 Server ein einziges Rack, in das heute ein paar Dutzend (maximal 128) Blade-Server passen. Sie teilen sich in diesem hochdichten System das interne Netz, Kühlung und Stromversorgung.

Selbst wenn Glenn Keels, Marketing-Chef für das "Hyperscale"-Geschäft von HP, sagt: "Wir wollen hier keinen neuen Chip-Krieg lostreten", ist das doch ein ausgesprochen bedeutsamer Paradigmenwechsel. Auch wenn Intels "Atom"-Chips eines Tages vielleicht ebenso für energieeffiziente Server taugen mögen: ARM-Designs halten in Servern Einzug, so oder so.

Hewlett-Packard will auch Kunden an der Entwicklung seiner "Redstone"-Server partizipieren lassen. Sie sollen in Entwicklungs-Labors des Konzerns zum Beispiel ihre Anwendungen auf den ARM-Server laufen lassen die Performance und mit traditionellen Systemen vergleichen können. Das erste Lab eröffnet im Januar in Houston, Texas; im Laufe des Jahres sollen einem Bericht von "All Things Digital" zufolge weitere in Europa und Asien folgen.

HP will "Project Moonshot" nicht allein stemmen, sondern hat sich in puncto Hardware, Software und technische Expertise verschiedene Partner mit ins Boot geholt. Dazu zählen unter anderem Advanced Micro Devices (AMD), Ubuntu-Sponsor Canonical sowie der Enterprise-Linux-Spezialist Red Hat. Man darf gespannt sein, wie Kunden und Mitbewerber auf das neue Cloud-Server-Konzept reagieren. (Computerwoche.de/hal)