Emotionale Intelligenz

Höre auch auf Deinen Bauch

Zahlen, Daten, Fakten sind im IT-Business nicht mehr die einzig gültige Entscheidungsgrundlage. Branchenkenner und Wissenschaftler zeigen, warum und wann Manager auf ihre innere Stimme hören sollten und wie sich Intuition und emotionale Intelligenz trainieren lassen.

„Lass gut sein. Verschwende nicht deine Zeit!“ IT-Manager Jörg Hesske klangen die Warnungen seiner Kollegen noch im Ohr. Ein potenzieller Kunde hatte sich gerade für die Konkurrenz entschieden. „Doch mein Bauch sagte mir, dass das nicht das letzte Wort gewesen sein kann“, sagt der Country Manager Germany beim IT-Dienstleister VMware in Unterschleißheim. Entgegen allen Fakten und kollegialen Ratschlägen bat er seine Gesprächspartner um eine weitere halbe Stunde. Und siehe da: Tatsächlich konnte er noch einen Teil des Projekts gewinnen und so die Basis für eine jahrelang erfolgreiche Zusammenarbeit legen.

Jörg Hesske, VMware: "Es gehört Mut dazu, seinem Bauchgefühl im Job zu folgen."
Jörg Hesske, VMware: "Es gehört Mut dazu, seinem Bauchgefühl im Job zu folgen."
Foto: VWware


Intuition wird unter Managern salonfähig

Nicht nur Hesske vertraut neben dem Kopf auf sein Bauchgefühl. In Zeiten, in denen emotionale Intelligenz, systemische Führung und Sozialkompetenz im Trend liegen, gilt Intuition als wichtiges Soft Skill. „Der Homo oeconomicus als reiner Verstandesmensch aus dem Lehrbuch bekommt zunehmend Konkurrenz“, sagt Hans-Rüdiger Pfister, Professor für Psychologische Entscheidungsforschung und Methoden der Leuphana Universität in Lüneburg. „Im Gegensatz zu früher gilt Intuition heute unter Entscheidern im Management als durchaus salonfähig“, so Pfister.

Hans-Rüdiger Pfister, Universität Lüneburg: "Je mehr der Entscheider bekanntes Terrain verlässt, desto eher wird sein Bauchgefühl nutzlos sein."
Hans-Rüdiger Pfister, Universität Lüneburg: "Je mehr der Entscheider bekanntes Terrain verlässt, desto eher wird sein Bauchgefühl nutzlos sein."
Foto: Uni Lüneburg

Zeitdruck, Komplexität und Unsicherheit sind es, die Führungskräfte in der globalen Wirtschaft zunehmend zwingen, neben dem Kopf auch auf ihre innere Stimme zu hören. Dieses Vorgehen ist weit verbreitet. Gemäß einer Studie des schwedischen Wirtschaftswissenschaftlers Jon Aarum Andersen unter 200 Führungskräften in acht Unternehmen entscheiden die meisten Manager, nämlich 32 Prozent, intuitiv. Die anderen setzen mehr auf Detaildaten (26 Prozent), Logik (23 Prozent) oder ihre Empathie (19 Prozent).

Trotz der weiten Verbreitung hat es die Intuition im Business nicht leicht – besonders in technisch geprägten Unternehmen. „Es gehört durchaus Mut dazu, seinem Bauchgefühl im Job zu folgen“, weiß auch Hesske. Als Mitglied eines internationalen Teams forderte ihn seine einstige Chefin, eine Norwegerin, einmal unumwunden auf, nicht „zu deutsch“ zu sein, wie sie sagte. Ihre Forderung: „Ich sollte mehr meinem Gefühl vertrauen“, so Hesske. Seitdem achtet der Diplom-Wirtschaftsingenieur darauf, „ob sich Entscheidungen richtig anfühlen“, so Hesske. Kopf und Bauchgefühl seien keine Gegensätze. „Ein Manager, dem eines von beiden fehlt, wird im Job versagen“, ist Hesske überzeugt.