High-Tech-Roller - Projekt Ginger enthüllt

Was als revolutionäres Fortbewegungsmittel unter dem Codenamen Ginger seit Monaten durch das Web geistert, ist nun Realität. Erfinder Dean Kamen hat den Prototypen seines von sechs Prozessoren gesteuerten zweirädrigen Zukunftsmobils namens Segway vorgestellt.

"Top Secret", das war lange Zeit alles, was Dean Kamen zu seinem Ginger zu sagen hatte. Nur wenigen Erwählten gewährte Kamen Einblick in seine Forschung, darunter Bill Gates und Apple-Boss Steve Jobs. Jeff Bezos, CEO von Amazon, soll dem Vernehmen nach vor Lachen vom Stuhl gefallen sein, als er Ginger gesehen hat. Dem Hype um das Kamens-Gefährt hat das nicht geschadet. Auf einer eigenen Ginger-Chat-Webseite kann man sich davon überzeugen.

Nun ist der Schleier gelüftet und das Ergebnis sieht weniger revolutionär aus, als erwartet. Nur die wenigen Tester etwa vom Time Magazin und der New York Times sind begeistert vom Segway.

Mit Kickboard und Konsorten hat Ginger nur die beiden Räder gemeinsam. Das Fortbewegungsmittel ist High-Tech pur. Vollgestopft mit Hard- und Software trägt es seinen Fahrer mit bis zu 12 Meilen pro Stunde durch die Gegend. Gesteuert wird mit Körberbewegungen, die das sensitive Standpodest aufnimmt. Vorwärts lehnen heißt Gas geben, eine Rückwärtsbewegung stoppen. Bremsen fehlen ganz.

Mit Segway sind Drehungen auf der Stelle möglich. Die in Ginger integrierten Prozessoren und Gyroskope (Kreiselvorrichtungen) berechnen 100 Mal pro Sekunde Straßenlage und Schwerpunkt und balancieren entsprechend aus. Das optisch kipplig wirkende Gefährt soll so auf jedem Belag zu jeder Zeit stabil sein, sogar auf Eisflächen.

Angetrieben wird Segway mit zwei batteriegespeisten Elektromotoren, die auf Zweikreisbetrieb ausgelegt sind. Fällt der eine Motor aus, kann der andere die ganze Arbeit übernehmen. Nach 15 Meilen Fahrt sollte man eine Steckdose ansteuern.

Entwickler Kamen will mit Segway nicht viel weniger als die Welt verändern, angefangen bei der Städteplanung. Als mögliche Early Adopters stellt sich der Forscher deshalb nicht eine technikbegeisterte Minderheit, sondern Post und Polizei vor. Die Version für den professionellen Einsatz in den genannten Gebieten soll 8000 US-Dollar kosten. Die Konsumer-Version, mit der keine Post befördert werden muss, ist mit 3000 US-Dollar veranschlagt. In einem Jahr soll Segway marktreif sein.

Den Codenamen Ginger hat das Gefährt übrigens in Anlehnung an ein sechsrädriges Gefährt erhalten, mit dem man Treppen steigen kann. Kamen nannte den Treppensteiger "Fred Upstairs". Der Bezug zu Ginger Rogers, der Tanzpartnerin von Fred Astair, habe nahe gelegen. (uba)