Hercules: Grafikkarte mit Kyro-II-Chip

Hercules hat die erste Grafikkarte vorgestellt, die mit dem Kyro-II-Chip von STMicroelectronics bestückt ist. Die 3D Prophet 4500 kommt mit 64 MByte SDRAM und ist mit 175 MHz getaktet.

Die Ankündigung von Hercules kommt zeitgleich mit der Vorstellung des Kyro-II von STMicroelectronics. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich der neue Chip kaum verändert. Neu ist vor allem die Herstellung im 0,18-Mikron-Prozess (Kyro I: 0,25 Mikron).

Durch die geringere Strukturbreite ist eine höhere Taktrate möglich. STMicroelectronics gibt keinen festen Takt vor, Standard könnten aber 175 MHz werden, bei denen auch die Hercules-Karte arbeitet. Zum Vergleich: Beim Kyro I beträgt die Taktfrequenz des Chips und Speichers standardmäßig je 115 MHz. Bei anderen Kyro-II-Karten als dem Hercules-Produkt wird der Takt vom Preis abhängen: Nur aufwendige Kühlung ermöglicht hochgetaktete Grafikchips.

Der Kyro-II ist eine Weiterentwicklung der bekannten PowerVR-Series2-Architektur, die in Spielekonsolen und Arcade-Systemen zu finden ist. Das Besondere daran ist das effektive Renderingverfahren namens Tile-Based-Rendering. Es eliminiert redundante Grafikoperationen und Speicherengpässe. Anders als bei herkömmlichen Grafikchips fasst der Kyro-Chip bestimmte Gruppen von Polygonen (Tiles) in eine Display-List zusammen und rendert dann nur die wirklich sichtbaren. Die Grafikchips von NVIDIA (bis GeForce2) oder ATI verarbeiten dagegen immer den kompletten Bildbereich, inklusive der verdeckten Polygone.

Der Vorteil des Kyro-II: Aufgrund der kleinen Bildbereiche, den Tiles, kann der Prozessor Schlüsseloperationen wie das Z-Buffering, die Pixel-Berechnung und das Blending im Chip durchführen. Er benutzt einen kleinen On-Chip-Speicher für diese Operationen und muss nicht den externen Speicher auf der Grafikkarte verwenden. Das spart Speicherbandbreite und erhöht die 3D-Performance.

Dank dieses Verfahrens konnte schon der Kyro I in unserem Test dem GeForce2 MX von NVIDIA Paroli bieten. Mit der beim Kyro II erreichten höheren Taktrate hat STMicroelectronics das Potenzial des Prozessors nun weiter ausgeschöpft und könnte damit NVIDIAs Chips überholen. Auch das FSAA und der günstige Preis machen den Chip interessant: Der Straßenpreis der Kyro-II-Karten soll etwa 300 Mark betragen. T&L per Hardware bietet der Kyro jedoch nicht. Das können in diese Preisklasse weiterhin nur NVIDIAs GeForce2 MX und ATIs Radeon.

Ausführliche Tests von Grafikkarten und aktuellen 3D-Chips finden Sie hier. (jma)