Sensoren erkennen Bewegungen

Handys im Dienst der Gesundheit

Forscher des Fraunhofer IGD beobachten und bewerten mittels an Handys angebrachten Sensoren die Ernährungs- und Bewegungssituation von adipösen Kindern.

Etwa 100 übergewichtige Kinder im Alter von 11 bis 17 Jahren werden in den kommenden Monate in der Medigreif-Inselklinik (Usedom) hinsichtlich ihrer Ernährungs- und Bewegungssituation beobachtet. Ihr ständiger Begleiter wird dabei ein spezielles Handy sein, das mittels eines integrierten Bewegungssensors die körperliche Aktivität der Kinder erfasst. Unterstützt wird das Projekt durch Sony Ericsson Deutschland und Vodafone.

Die vom Fraunhofer IGD entwickelten und im Handy integrierten Algorithmen erfassen die physische Aktivität und erkennen Bewegungsmuster. Zudem unterscheiden sie zwischen den einzelnen Bewegungszuständen wie beispielsweise "Ruhe", "Laufen", "Hüpfen" oder "Radfahren".

Misst der Sensor über einen längeren Zeitraum am Tag keine oder unzureichende körperliche Aktivität, wird das betroffene Kind von seinem Handy darauf aufmerksam gemacht. Umgekehrt erhält es eine Art digitales Geschenk, wenn es besonders aktiv war. So erhalten die jungen Probanden regelmäßig eine Rückmeldung zu ihrem Verhalten und schärfen ihr Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise.

"Besonders wichtig ist es uns, einen dauerhaften, über die Studienlaufzeit hinaus anhaltenden Therapieerfolg zu erzielen", sagt Gerald Bieber vom Fraunhofer IGD. Damit die Kinder später im normalen Alltag nicht in alte Lebensweisen zurückfallen, nutzen sie die Handys auch nach dem klinischen Aufenthalt im häuslichen Umfeld weiter.

Ein weiterer Vorteil dieser Form der Eigenbeobachtung: Die Patienten brauchen künftig keine handschriftlichen Ernährungsprotokolle mehr führen. Im Gegensatz zu solchen Listen kann mit dem Handy die Nahrungsaufnahme lückenlos und zeitgetreu erfasst werden, da die Kinder jede einzelne Mahlzeit mit der Handykamera fotografieren können. Ähnlich wie Sachverständige mit Fotos ihre Gutachten erstellen, können die Patienten selbst durch das Fotografieren des Essens die Ernährungssituation erfassen. Die Bilder werden elektronisch an den Ernährungsberater geschickt, der sie später gemeinsam mit den Probanden auswertet. (dsc)