Gefahr inkompatibler Entwicklungen verschiedener Hersteller

Googles Android: Schlechtere Chancen wegen Open Source?

Ist Open Source wirklich ein Segen für das mobile Betriebssystem Android? Analysten warnen davor, dass sich verschiedene Entwicklerzweige auftun könnten, die untereinander nicht mehr kompatibel sein könnten.

Die von Google und der Open Handset Alliance (OHA) entwicklete Smartphone-Plattform Android steht in diesem Jahr mit wenigstens 18 weiteren Geräten vor dem definitiven Durchbruch. Doch gerade aus der Unterstützung durch viele verschiedene Hersteller ergibt sich eine Gefahr für die langfristige Entwicklung, warnt Chris Schreck, Analyst bei IMS Research. "Eines der Android-Features, das OEMs und Netzwerkbetreiber anspricht, ist, dass die Lizenzvereinbarung der OHA nicht erfordert, Veränderungen am Code auch der Open-Source-Community bereitzustellen", erklärt der Analyst. So könnten spezielle Funktionen ohne Sorge um das geistige Eigentum implementiert werden - durch Parallelversionen droht daher eine Fragmentierung der Plattform.

Von wenigstens acht bis neun Herstellern soll es noch in diesem Jahr an die 20 neue Android-Smartphones geben. Allerdings droht dabei die Entwicklung inkompatibler Android-Varianten, also eine Fragmentierung. Dass Änderungen am Code nicht allgemein verfügbar gemacht werden müssen, "erlaubt Unternehmen, wertvolles geistiges Eigentum in ihre Android-Designs einfließen zu lassen, ohne dieses geistige Eigentum mit den anderen OHA-Mitgliedern teilen zu müssen", erklärt Schreck. Dadurch könnten verschiedene Versionen der Plattform parallel existieren. "Die vielen OEMs, die Android-basierte Geräte angekündigt haben, haben einen Anreiz, ihr Produkt von der Konkurrenz abzuheben", sagt der Analyst. Genau das könnte letztendlich zu verschiedenen Plattform-Varianten führen.

Obwohl die Perspektiven für Android grundsätzlich gut sind - IMS Research erwartet, dass 2014 mehr als 43 Mio. Android-Geräte ausgeliefert werden - droht also Gefahr für Googles Plattform. Eine Fragmentierung würde zu Kompatibilitätsproblemen für Android-Applikationen führen, sodass die Kosten für die Weiterentwicklung letztendlich den einzelnen OEMs und Betreibern zufallen statt der OHA als Einheit, warnt IMS Research. Google und die OHA müssten das Fragmentierungs-Problem daher lösen, damit Android wirklich den prognostizierten Erfolg haben kann - denn erhöhte Entwicklungskosten würden den Wettbewerb mit anderen Open-Source-Plattformen erschweren.

Sollte Android tatsächlich Probleme bekommen, könnte ein potenzieller Nutznießer die LiMo Foundation sein. Sie hat gestern, Dienstag, die Fertigstellung der Spezifikationen für den zweiten Release der Linux-basierten LiMo-Plattform bekannt gegeben. Er umfasst unter anderem die Unterstützung der Spezifikation BONDI, eine Entwicklung der Open Mobile Terminal Platform. Die Spezifikation ist explizit dazu gedacht, die Interoperabilität von Webanwendungen und Widgets zu fördern. Schon der erste Release der Limo-Plattform hatte es laut LiMo Foundation auf über 30 Smartphone-Modelle unter anderem von Motorola, Panasonic und NEC gebracht - zumindest in dieser Hinsicht hat die Android-Alternative also schon jetzt die Nase vorn. (pte/mja)