Fitness und Resilienz im Fokus der IT

Gesundheitsmanagement gegen Stress und Burnout

Gesundheitsmanagement gehört zur Unternehmensstrategie

Ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement ist für die Ärztin der Schlüssel zur Bewältigung des demografischen Wandels. Ihrer Erfahrung nach helfe das Gesundheitsmanagement, Fachkräfte länger ans Unternehmen zu binden. Auch wenn die Fehlzeiten von Älteren höher seien als bei Jungen, sei die Wertschätzung für Ältere gestiegen. Die Unternehmen hätten begriffen, dass sie sich das Wissen der Erfahrenen möglichst lange sichern und kontinuierlich auf die Jungen übertragen müssten. Damit ist Gesundheitsmanagement ein wichtiger Aspekt einer Unternehmensstrategie. Und es ist eine Führungsaufgabe, auf die Führungskräfte leider kaum vorbereitet sind.

Das möchte die Schott AG ändern. Der Mainzer Spezialglashersteller hat das Gesundheitsmanagement deshalb in den letzten Jahren zunehmend auf spezielle Zielgruppen wie IT-Fachkräfte und Führungskräfte ausgeweitet. Ein Schulungstag zu "Führung und Gesundheit" ist seit 2008 mit wechselnden Themenschwerpunkten Pflicht. Die Führungskräfte lernen dort, Warnsignale bei Mitarbeitern zu erkennen, auch Ursachen, die aus dem privaten Umfeld kommen. Denn Probleme etwa durch den Tod eines Angehörigen oder eine Trennung legt ein Mitarbeiter nicht am Werkstor ab, sondern trägt sie als unsichtbare Bürde durch den Arbeitsalltag.

Führungskräfte dürfen und sollen sich aktiv um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern - und natürlich um ihre eigene, denn Burnout ist bei Managern auch bei Schott kein unbekanntes Thema. Ganzheitliches Gesundheitsmanagement, nennt das Emmerich. Sie hat die Leadership-Trainings mit Gesundheitsbezug bei Schott federführend entwickelt.

Resilienz hilft Belastungen meistern

Eine weitere Initiative von Unternehmen und Betriebsrat ist der Arbeitskreis Demographie, der unter anderem Maßnahmen zur Gesunderhaltung bis ins Rentenalter entwickeln soll. Emmerichs klare Botschaft: "Gesundheit im Alter fängt in jungen Jahren an." Ob ein IT-Experte in 20 Jahren mit 67 in Rente gehen kann, entscheidet er durch sein Verhalten bereits heute. Die Arbeitszeitentgrenzung durch die ständige digitale Erreichbarkeit oder das Arbeiten von Teams über mehrere Zeitzonen hinweg ist realistischerweise nicht umkehrbar. Neue Rezepte müssen also her, eines ist der Aufbau von Resilienz. Statt die Ursachen von Belastung zu beseitigen, hilft Resilienz, mit Belastungen besser umzugehen und mental gesund zu bleiben.

Manchmal nutzt es auch, bei Problemen mit jemand zu sprechen. Schott hat dafür die Insite Interventions GmbH als Dienstleister für die externe Mitarbeiterberatung (EAP) beauftragt. Aber auch mittelständische Unternehmen wie das IT-Beratungshaus BTC Business Technology AG bieten ihren Mitarbeitern eine solche Hilfestellung an. Schließlich fällt es vielen Angestellten schwer, ihre Vorgesetzten in eine persönliche Gesundheitsthematik einzuweihen.

Andjelina Gudelj, Verantwortliche für das Gesundheitsmanagement bei BTC, erklärt: "Auch wenn es bei BTC keine Gefahrenstoffe gibt, können andere Themen Körper und Psyche belasten", (siehe Interview). Die 1600 Mitarbeiter, die bei dem IT-Dienstleister in der Beratung, Entwicklung oder in anderen Bereichen arbeiten, können bei Bedarf direkten Kontakt zum Fürstenberg-Institut in Hamburg aufnehmen. Die unabhängige Anlaufstelle bietet BTC-Mitarbeitern die Möglichkeit, sich über eine kostenfreie Rufnummer unbegrenzt beraten zu lassen - auch bei privaten Fragestellungen. Die Konsultation ist anonym, so dass sich der Mitarbeiter in einer geschützten Umgebung wiederfindet und nichts nach außen dringt. Alle Kosten übernimmt die BTC AG.

Das ist nicht das Einzige, was das IT-Consulting-Unternehmen unternimmt, "damit Krankheiten gar nicht erst entstehen", wie Gudelj sagt: "Ein Gesundheitsmanagement muss alle Risikofaktoren erkennen und daraus passende Maßnahmen ableiten. Zusätzlich wollen wir die Ressourcen unserer Mitarbeiter stärken, damit Belastungen gar nicht erst als solche erlebt werden."

Für die Zukunft ist Betriebsärztin Emmerich optimistisch. Bewerber würden nicht nur vermehrt nach Kitaplätzen sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf fragen: "Die Jüngeren haben das Thema Gesundheit zunehmend auf dem Schirm."