Gericht verbietet Verbreitung von AOL 6.0

Ein US-Richter hat gegen AOL eine einstweilige Verfügung erlassen, die die Verbreitung des AOL-Client 6.0 verbietet. Das Unternehmen PlayMedia hatte wegen Urheberrechtsverletzung geklagt. Im Media-Player des AOL-Clients stecke die als AMP bekannte PlayMedia-MP3-Technologie.

AOL will die Verfügung des Gerichts umgehend anfechten. Bis dahin ist es dem Internet Service Provider untersagt, den 6.0-Client, der die AMP-Technologie enthalten soll, zu verbreiten. Außerdem muss AOL alle Lizenznehmer benachrichtigen. Das sind etwa OEMs, die Systeme mit vorinstalliertem AOL-Client bauen oder Firmen, die AOL-CDs verbreiten.

Die Verfügung des Distrikt-Gerichts in Los Angeles verlangt aber noch mehr. AOL sei in der Lage, die betroffene AMP-Technologie mittels Live-Patch aus den Clients zu entfernen. AOL-Benutzer mit installierter Version 6.0 müssen deshalb vor dem Beenden der nächsten Sitzung mit einem Live-Update versorgt werden. Es sei AOL nicht gestattet, die Benutzer-Session zu beenden, ohne die AMP-Technologie entfernt zu haben, heißt es in der Verfügung.

Zur Erläuterung: Bei AOL ist das Software-Update am Ende einer Session schon jetzt üblich. Der Benutzer bekommt die Daten ohne Berechnung der zum Herunterladen benötigten Zeit aufgespielt.

PlayMedia hat AOL am 17.April wegen Urheberrechtsverletzung im Zusammenhang mit dem MP3-Decoder AMP verklagt und verlangt Schadensersatz in Höhe von 47 Millionen US-Dollar. AOL habe zwar die Firma NullSoft gekauft, der es gestattet sei, die AMP-Technologie in ihrem bekannten WinAMP-Player zu benutzen, eine Ausweitung der Lizenz auf den AOL-Player sei nicht erlaubt.

AOL hatte sich mit dem Argument verteidigt, im AOL-Client stecke quasi der ordnungsgemäß lizenzierte WinAMP-Player. Diesem Argument hatte PlayMedia widersprochen. Nur etwa acht Prozent des Codes im AOL-Media-Player stammten von WinAMP.

Sollte AOL die Berufungsverhandlung verlieren, geht das Verfahren im nächsten Jahr vor eine Jury. Unterdessen prüft PlayMedia, ob nicht auch die AOL-Tochter CompuServe Software mit AMP-Technologie verbreitet hat.

AOL hat vor kurzem die neue Version 7.0 seiner Client-Software in den USA auf den Markt gebracht. Darin sei die AMP-Technologie nicht enthalten, bestätigt PlayMedia. (uba)