Gericht macht Napster dicht

Ein Distriktgericht in Kalifornien hat der MP3-Tauschbörse Napster und deren Mitgliedern per einstweiliger Verfügung verboten, urheberrechtlich geschützte Musikstücke zu tauschen. Der US-Plattenindustrie, die wegen Copyright-Verletzungen klagt, ist damit ein schwerer Schlag gegen die populäre Tauschbörse gelungen. Die einstweilige Verfügung tritt ab Freitag 00:00 Uhr (Ortszeit) in Kraft.

US-Richterin Marylin Hall Patel hat Napster im Detail verboten, urheberrechtlich geschützte Titel zu benutzen, zu kopieren und Mitglieder beim Tausch derselben zu unterstützen. Wie die Richterin ausführte, dürften ungefähr 80 Prozent der über das Napster-Netzwerk getauschten Titel unter das Urheberecht fallen. 70 Millionen Benutzer, so rechnete die Richterin hoch, könnten bis Jahresende den Dienst benutzen und damit der Musikindustrie irreparablen Schaden zufügen.

Napster müsste damit wohl ab Freitag um Mitternacht seinen Service ganz einstellen. Napster-CEO Hank Barry sagte nach der Anhörung, dass man Berufung einlegen werde. Im Falle einer Ablehnung müsste Napster aber seinen Dienst einstellen, um die einstweilige Verfügung umzusetzen, bestätigte Hank Barry.

Das Argument von Napster, dass es unmöglich sei, bestimmte Titel herauszusuchen, stieß bei Patel ebenso auf taube Ohren wie der Einwand, dass die Erfinder der MP3-Technologie vor Gericht gehören und nicht deren Anwender. Die Richterin sah es als erwiesen an, dass Napster sich nur unzureichend bemüht habe, das Copyright zu schützen. Im Gegenteil: Mit der Bereitstellung einer Suchmaschine für Musiktitel habe man der Urheberrechtsverletzung Vorschub geleistet. Für den Richterspruch relevant waren auch interne Memos, die belegen, dass Napster von Beginn an plante, aus seinem Service Profit zu schlagen.

Der Spruch der Richterin wird von vielen Prozessbeobachtern als Vorentscheidung für den anhängenden Prozess gegen Napster gesehen. Die Record Industry Association of America (RIAA) hat im Namen vieler prominenter Mitglieder Anklage gegen die MP3-Tauschbörse erhoben, darunter Time Warner, Sony, Bertelsmann, A&M Records, Geffen Records, Interscope Records, MCA Records, Atlantic Recording, Island Records, Motown Record, Capitol Records, LaFace Records, Universal Records, Elektra Entertainment Group, Arista Records, PolyGram Records und Virgin Records.

Der Streit um die MP3-Tauschbörse entbrannte, als die Rockband Metallica Napster Anfang Mai veranlasste, rund 300.000 Mitglieder auszusperren, die Metallica-Titel tauschen. Hintergründe dazu liefert der Report "Metalica gegen Napster". (uba)