Nur begrenzte Wirkung erwartet

Geplanter Internetfilter steht in Australien in der Kritik

Der Protest gegen die Pläne der australischen Regierung, einen Internetfilter einzuführen, nimmt zu. Kritiker sind der Meinung, dass die Sperre von rund 10.000 Webseiten aus der Liste der Australian Communications and Media Authority wenig Sinnvolles bewirken kann und die Browser-Geschwindigkeiten unnötig verlangsamen wird.

Bereits 85.000 Menschen haben eine Online-Petition unterzeichnet, die sich gegen das Programm ausspricht. Auch die australischen Internet Service Provider (ISP) stehen der Idee des Kommunikationsministers Stephen Conroy äußerst kritisch gegenüber. Dieser will im Rahmen eines groß angelegten Cyber-Sicherheitsplans die Provider dazu verpflichten, Tausende Internetseiten mit kinderpornografischen oder terroristischen Inhalten zu sperren. Ein Testlauf des Filterprogramms wird noch diesen Monat starten, berichtet die New York Times.

Kritiker sind der Meinung, dass die Sperre von rund 10.000 Webseiten aus der Liste der Australian Communications and Media Authority wenig Sinnvolles bewirken kann und die Browser-Geschwindigkeiten unnötig verlangsamen wird. In Social Networks wie Facebook tauschen sich Kritiker des Projekts bereits lebhaft aus, planen Protestaktionen und starten Online-Petitionen. Viele fürchten, dass die Liste der geblockten Inhalte bald auf kontroversielle Inhalte wie Euthanasie ausgeweitet werden könnte: "Auch wenn die Regierung das Schema mit den besten Vorsätzen einführt, wird es einen enormen politischen Druck geben, die Liste zu erweitern", meint Colin Jacobs von der Organisation Electronic Frontiers Australia. Die Liste selbst ist geheim und umfasst laut offiziellen Angaben nur illegale Inhalte.

Auch die ISPs, die das Filterprogramm vielleicht bald anwenden müssen, zeigen sich nicht begeistert von den Plänen der Regierung. "Es ist, als würde man versuchen, den Ozean zum Kochen zu bringen", meint beispielsweise Greg Winn, Chef von Telstra, dem größten ISP des Landes. Sobald der Filter in Kraft ist, würde jemand einen Weg finden, ihn zu umgehen. Auch Mark White vom australischen ISP iiNet erwartet nur begrenzte Wirkung, da illegale Aktivitäten auf Tauschbörsen nicht vom Filter erfasst würden. Dort spielen sich laut White die größten Transaktionen von Kinderpornografie und anderen illegalen Inhalten ab. Die Tatsache, dass die Browser-Geschwindigkeit für alle australischen Surfer um mindestens zwei Prozent verlangsamt wird, egal auf welchen Seiten sie sich aufhalten, findet White nicht fair. (pte/mje)