Stimmanalyse, 3D-Scan und Fingerabdrücke

Gegen Betrug: Geldautomat prüft biometrische Merkmale

Die größte russische Bank Sberbank will sich mit Geldautomaten, die eine Art eingebaute Lügendetektoren haben, vor Kreditbetrug schützen. Das Kreditinstitut testet derzeit Geräte, in denen eine Stimmanalyse des russischen Speech Technology Center zum Einsatz kommt, so die New York Times.

Damit beurteilt das System, ob potenzielle Kunden beispielsweise die Frage nach offenen Krediten wahrheitsgemäß beantworten. Der von Sberbank getestete Geldautomat-Prototyp bietet vielseitige Features zur Identifikation von Nutzern. Das Gerät scannt den Reisepass, nimmt Fingerabdrücke und führt einen 3D-Scan zur Gesichtserkennung durch. Doch mit der Stimmeanalyse soll der Automat zudem beurteilen, ob der Kunde auch ehrlich ist - beispielsweise, um eine automatisierte Entscheidung über die Vergabe einer Kreditkarte zu ermöglichen. Dazu stellt das System Fragen wie "Sind Sie angestellt?" Die Analyse sucht bei der Antwort nach markanten Zeichen von Nervosität und Anspannung im Stimmmuster, um Lügner zu entlarven.

"Natürlich vertrauen wir dieser Technologie nicht 100-prozentig", betont Victor Orlovsky, Senior VP for Technology bei Sberbank. Immerhin könnten Nutzer auch aus Gründen nervös sein, die beispielsweise mit einem Kreditantrag gar nicht zusammenhängen. Die Stimmanalyse soll nur eine Entscheidungshilfe sein, zusätzlich zu Daten wie der Kreditgeschichte des Kunden. Orlovsky sieht in der Stimmanalyse auch keinen größeren Eingriff in die Privatsphäre als ebendiese Prüfung der Kreditgeschichte. "Wir wollen nur wissen, ob Kunden die Wahrheit sagen. Für mich gibt es keinen Grund zur Aufregung."

Ob Bankkunden im Westen und insbesondere Deutschland einen Lügendetektor-Geldautomat hinnehmen würden, scheint fraglich. In Russland genügt das System laut Sberbank, deren Mehrheitseigner die Zentralbank der Russischen Föderation ist, jedenfalls den anwendbarem Gesetzen zum Schutz der Privatsphäre. Wenngleich es noch keine konkreten Zeitpläne gibt, fasst das Kreditinstitut eine Installation in Einkaufszentren und Zweigstellen ins Auge.

Dass die Technologie funktioniert, ist jedenfalls plausibel. Die Idee, Stimmcharakteristiken zur Bestimmung von Erregungszuständen zu bestimmen, ist schließlich nicht neu. So haben niederländische Forscher erst vor kurzem gezeigt, dass sie mittels Stimmanalyse die Dringlichkeit von Notrufen beurteilen können. Zudem könnte das Speech Technology Center wohl kaum den russischen Inlandsgeheimdienst FSB zu seinen Kunden zählen, wenn seine Lösungen nicht praxistauglich wären. (pte/hal)