Marktplätze für Algorithmen

Funktionen und Features verändern das Software-Ökosystem

Gartner schätzt die Innovationskraft von sogenannten Algorithmus- oder Software-App-Marktplätzen sehr hoch ein. Wir geben hier eine Einführung und zeigen wie sich das auf das gesamte Software-Ökosystem auswirken könnte.

Die Entwicklung hat schon vor ein bis zwei Jahren im Analytics/Data Science-Bereich angefangen: Startups, zum Beispiel Algorithmia und RapidMiner, aber auch namhafte Größen wie Alteryx, FICO, IBM, Microsoft und Teradata entwickeln noch recht rudimentäre Marktplätze für Softwarekomponenten. Das primäre Ziel ist, Kunden mehr Flexibilität und weniger monolithische Kompromisse anzubieten. Die weiteren Implikationen sind jedoch ebenfalls erheblich.

Marktplätze für Algorithmen
Marktplätze für Algorithmen
Foto: violetkaipa - shutterstock.com

Die App Economy erreicht Big Data Science

Die wesentliche Idee ist sehr ähnlich zu den App Stores oder Play Stores der Smartphone-Anbieter: Über Marktplätze sollen alle möglichen Software- und Servicekomponenten vertrieben werden. Im Unterschied zu mobilen Apps bieten diese Software-Apps oder analytischen Apps nur Teilfunktionalitäten an wie etwa Algorithmen, Modelle für Predictive Analytics, Datensätze und Datenwrapper. Aber gerade diese Teilfunktionalitäten machen die Stärke des Ansatzes aus: Sie sind als Bausteine gedacht, die zu fast beliebigen Datenverarbeitungsketten verknüpft werden sollen.

Allerdings sollen die Marktplätze wie bei Smartphones offen sein und App-Anbieter sollen ihre Bausteine (wie zum Beispiel Algorithmen) mühelos "publizieren" können. Durch die Nutzung der Bausteine werden Zahlungsströme an die App-Anbieter und den Plattformbetreiber ausgelöst. Das Interessante also ist die Grundidee der App Economy, Software über eine offene aber mächtige Monetarisierungs- und Verteilungsinfrastruktur zu vertreiben. Mit anderen Worten: Wir reden hier von einem Spotify, Uber oder eBay für Algorithmen oder Software. Der Vergleich hinkt ein wenig, darum im Folgenden ein Beispiel.

Eine Illustration der grundlegenden Mechanik

Man stelle sich einen Flughafen oder Einkaufszentrum vor, wo man die Gemütslage der Passanten automatisch erfassen möchte. Um zu illustrieren, wie Algorithmus-Marktplätze funktionieren und in der Tat neuartige Lösungswege zu komplexen Geschäftsproblemen anbieten, haben wir ein Problem aus der "Emotion Detection" gewählt (siehe Abbildung 1).

Abb. 1: Wie Algorithmus-Marktplätze funktionieren können am Beispiel einer "Emotion Detection" App.
Abb. 1: Wie Algorithmus-Marktplätze funktionieren können am Beispiel einer "Emotion Detection" App.
Foto: Alex Linden / Gartner

In einem ersten Schritt (1) haben die zwei Ingenieure Anton und Karl jeweils ihre Software-Komponenten für Emotionserkennung und Gesichtsextraktion auf dem Marktplatz "publiziert". Wichtig dabei ist: Der Code wird nicht im eigentlichen Sinn publiziert, sondern lediglich über die Laufzeitumgebung des Marktplatzes lauffähig zur Verfügung gestellt.

Im zweiten Schritt entdeckt der Software-Ingenieur, der mit der Gesamtlösung beauftragt ist, diese zwei Komponenten und bindet diese - nach Registrierung im Marktplatz (3) - in seinen Code (4) ein.

Mit jedem API-Aufruf, gesteuert über einen Authentifizierungscode oder Token, passieren im Wesentlichen zwei Dinge:

  • Der entsprechende Algorithmus wird in der Laufzeitumgebung des Marktplatzes ausgeführt und das Ergebnis in die Laufzeitumgebung des Nutzers zurückgeleitet.

  • Es entstehen drei Zahlungsströme: zwei jeweils an die Entwickler und einen an die Betreiberplattform.

Anton und Karl können sich also gemütlich zurücklehnen und zuschauen, wie das Geld auf ihr Konto eingeht.